Diese Gesellschaftsstudie soll eine Lücke schliessen. Rund um das Thema Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle gibt es zwar unzählige Studien und Berichte über Sicherheits- oder Umweltaspekte.
Ein Aspekt habe man jedoch stets ausgeklammert, sagt Thomas Flüeler, der bei der kantonalen Baudirektion für die Studie zuständig ist: «Wie sieht das die Region selber? Befürchten die Leute einen Image-Schaden für ihre Gemeinde? Und was bedeutet es für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?»
Diese Fragen will die Studie beantworten. Die wichtigsten Erkenntnisse sind:
- Die Bevölkerung teilt sich in drei etwa gleich grosse Gruppen.
- Ein Drittel ist gegen ein Tiefenlager. Ein Drittel könnte ohne grosse Sorgen damit leben. Das letzte Drittel würde ein Lager zwar akzeptieren, aber mit einem unguten Gefühl.
- 43% der Bevölkerung zweifelt daran, dass die Standortsuche fair und objektiv durchgeführt wird.
- Die Fronten zwischen Befürwortern und Gegner sind verhärtet.
Gerade den letzten Punkt will Thomas Flüeler künftig stärker beachten: «In puncto Polarisierung müssen wir Gegensteuer geben.» Es sei wichtig, dass alle Gruppen miteinander debattieren und sich austauschen. Nur so könne die beste – nämlich die sicherste – Variante für ein Atomendlager gefunden werden.
«Es gibt viele Leute, die Angst haben»
Ein Ort, an dem Gegnerinnen und Befürworterinnen an einem Tisch sitzen, ist die Regionalkonferenz. Präsidiert wird die Regionalkonferenz vom Bülacher Stadtrat Hanspeter Lienhart.
Dass beinahe die Hälfte der Befragten daran zweifelt, dass die Standortsuche mit Fairness und Objektivität durchgeführt wird, erstaunt ihn nicht: «Wenn ich mit den Leuten in der Region diskutiere, dann spüre ich schon, dass viele Leute Angst haben, der Ablauf sei vorgespurt.»
Verstärkt haben dürfte dieses Gefühl, dass Nördlich Lägern zunächst als möglicher Standort wegfiel, dann aber doch wieder auf die Liste kam . Hanspeter Lienhart ist aber überzeugt: «Ein Tiefenlager lässt sich nicht mit politischen Entscheiden finden. Was zählt, ist einzig und allein die Sicherheit.»
Bis Ende Jahr will der Bundesrat entscheiden, welche Regionen weiterhin in Frage kommen als mögliche Standorte für ein Tiefenlager für hochradioaktive Abfälle.