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Umstrittene Nebenbeschäftigung Wenn der HSG-Rektor sein Sackgeld aufbessert

Die bekannte Wirtschafts-Hochschule wird für ihren Umgang mit Nebenbeschäftigungen und Spesen der Professorinnen und Professoren kritisiert. Die Universität überprüft nun ihre Reglemente.

Es geht vor allem um Nebenbeschäftigungsmandate, aber auch um Spesenbezüge. In diesem Frühsommer musste die Universität St. Gallen gegen drei Mitarbeitende ein Disziplinarverfahren wegen «allfälliger Unregelmässigkeiten bei Spesenbezügen» einleiten.

Gleichzeitig kassierten die Jungfrau Bahnen eine Rüge von der Finanzmarktaufsicht wegen Marktmanipulation bei den Aktien; die Jungfrau Bahnen werden von HSG-Rektor Thomas Bieger als Verwaltungsrat präsidiert.

Der Ruf der renommierten Wirtschaftsuniversität ist seither angekratzt.

Aus der Politik wird auch kritisiert, dass Bieger mit seinen Nebenbeschäftigungen Geld verdient. Letztes Jahr hat er als VR-Präsident der Jungfraubahnen gut 160'000 Franken bekommen. So steht es im Geschäftsbericht. Sein Lohn als Rektor der HSG beträgt 335'000 Franken.

Parlament fordert Überprüfung

Deshalb fordern im St. Galler Kantonsparlament die Fraktionen von FDP, CVP, GLP und SP jetzt eine unabhängige Überprüfung aller Nebenbeschäftigungen. Für SP-Kantonsrat Max Lemmenmeier ist klar, dass die Universität handeln muss. «Es mangelt an Transparenz, weil nicht klar ist in welchem Umfang diese Nebenbeschäftigungen bewilligt worden sind.»

Es mangelt an Transparenz.
Autor: Max Lemmenmeier Kantonsrat SP

Zudem sei unklar, wer persönlich wieviel verdient. «All das müsste eigentlich kontrolliert und auch entsprechend aufgearbeitet werden.» Mehr Transparenz punkto Nebenbeschäftigungen fordert nun auch die St. Galler Regierung. Bildungsdirektor Stephan Kölliker will die Revision des Universitätsgesetzes vorantreiben. Bereits jetzt ist klar, dass der Rektor künftig keinen Nebenbeschäftigungen mehr nachgehen darf.

HSG verteidigt Vorgehen

Nebenbeschäftigungen seien kein Problem findet hingegen Kuno Schedler, Prorektor der HSG. Transparenz sei schon heute gewährleistet. «Wir legen offen, wo wir tätig sind.»

Wir legen offen, wo wir tätig sind.
Autor: Kuno Schedler Prorektor Uni St. Gallen

Zudem gebe es Richtlinien, die regeln, wie gross die Pensen der Nebenbeschäftigung sein dürfen. Mit diesen Vorschriften könne sichergestellt werden, «dass wir keinen Interessenskonflikt haben, dass wir die Unabhängigkeit wahren können und dass unsere Professorinnen und Professoren immer noch genug Zeit für ihren Job haben.»

SP St. Gallen will Antworten

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Die SP-Fraktion im St. Galler Kantonsrat hat die Budgetdebatte zum Anlass genommen, im Zusammenhang mit dem Sonderkredit 2019-2022 der Universität kritische Fragen zur Spesenaffäre zu stellen. Die Partei forderte eine Klärung und eine Offenlegung des Untersuchungsberichts.

Die Universität St.Gallen nimmt die aktuelle Debatte um die Nebenbeschäftigungen und Spesen sehr ernst. Die HSG arbeite derzeit intensiv an einer Überprüfung und Überarbeitung der geltenden Regelungen sowie an Möglichkeiten, die bereits heute ausgewiesenen Nebenbeschäftigungen ihrer Dozierenden noch transparenter zu machen, teilt die Universität mit.

Trotzdem wird es auf politischer Ebene weitere Schritte geben. Die St. Galler Regierung überarbeitet das Universitätsgesetz und das Kantonsparlament wird darüber diskutieren, wie viel Transparenz die Universität herstellen muss.

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