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Umstrittene Überwachung «Die meiste Arbeit spielt sich im Hintergrund ab»

Das Unternehmen Sowatch aus Aarau spürt im Auftrag von Gemeinden und Sozialbehörden mutmasslichen Sozialhilfe-Betrügern nach. Dazu bietet das Unternehmen verschiedene Dienstleistungen an, von Hausbesuchen über Umfeld-Recherchen bis zu Detektiv- und Observationseinsätzen.

SRF News: Wie oft kommen Detektive bei Ihnen zum Einsatz?

Oliver Wilden: Wir arbeiten meistens mit Hausbesuchen und direkten Befragungen, etwa mit Personen aus dem Umfeld oder mit Arbeitgebern. Die Observationen betragen nur etwa ein bis zwei Prozent unseres Auftragsvolumens.

National- und Ständerat haben soeben wieder eine gesetzliche Grundlage für Detektive bei Verdacht auf Missbrauch von Sozialversicherungen geschaffen. Dabei erlaubte das Parlament unter anderem auch die Verwendung von GPS-Sendern. Wie wichtig sind solche Hilfsmittel bei Ihrer Arbeit?

Sie sind das Mittel der letzten Wahl, nachdem man alle anderen Mittel ausgeschöpft hat. Bei Personen, die vorsätzlich und umfangreich Leistungen betrügerisch beziehen, ist es sicher notwendig, dass es eine gesetzliche Grundlage gibt für solche Massnahmen.

Wie muss man sich die detektivische Arbeit vorstellen?

Unsere Detektive klären zunächst das Lebensumfeld ab. Ist die Adresse korrekt? Wohnt die Person wirklich an diesem Ort? Was für Fahrzeuge benützt die Person?

Wohnt die Person wirklich an dieser Adresse?

Dann wird ein Konzept erstellt, wie man den gewünschten Nachweis erbringen kann. Das ist wichtig, damit die gesammelten Informationen auch vor Gericht Bestand haben können und nicht unnötig Geld von Gemeinden ausgegeben wird.

Ist die Detektiv-Arbeit so wie man es aus Filmen kennt?

Nein, das meiste spielt sich im Hintergrund ab. Dazu gehören etwa Recherche-Befragungen von Personen im Umfeld der mutmasslichen Betrüger. Erst am Schluss wird punktuell gezielt observiert.

Im Bereich, in dem Sie arbeiten – bei der Sozialhilfe – gibt es noch keine gesetzlichen Grundlagen wie etwa bei der IV. Die Kantone arbeiten momentan aber daran ihre Gesetze entsprechend anzupassen. In Zukunft könnten also vielleicht auch bei der Sozialhilfe GPS-Sender zum Einsatz kommen. Hoffen Sie darauf?

Es braucht eine gesetzliche Grundlage, die das möglich machen würde. Wenn man belegen kann, dass man alle anderen Mittel eingesetzt hat und diese keine Wirkung entfaltet haben.

Das Gespräch führte Christoph Wasser.

Oliver Wilden

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Der diplomierte Migrationsfachmann ist Mitinhaber des Unternehmens Sowatch. Sowatch hat seinen Sitz in Aarau und handelt unter anderem im Auftrag der Aargauer Gemeinden Aarburg, Rheinfelden und Zofingen sowie der Solothurnern Sozialregionen Untergäu, Oberer Leberberg und Thierstein.

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