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Umzug Radiostudio Bern «Bern bleibt ein vielfältiger Medienplatz»

Verarmt Bern zusehends in der Schweizer Medienlandschaft? Zwei Medienexperten nehmen Stellung.

Die beiden Tageszeitungen «Der Bund» und die «Berner Zeitung» unterscheiden sich nur noch im Lokalteil. Die Artikel über Inland-, Ausland- und Wirtschaftsthemen beziehen sie seit Anfang Jahr aus dem Pool des Tamedia-Konzerns, zu dem die beiden Zeitungen gehören.

Die Nachrichtenagentur sda muss nach dem Zusammenschluss mit der Fotoagentur Keystone massiv Personal abbauen. Und seit gestern ist klar: Die SRG verlegt einen grossen Teil des SRF-Radiostudios Bern nach Zürich-Leutschenbach ins SRF-Fernsehstudio.

Verliert Bern zusehends an Bedeutung medienmässig? Medienjournalist Nick Lüthi und Manuel Puppis, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Freiburg, nehmen Stellung.

SRF News: Abbau an allen Ecken auf dem Medienplatz Bern? Versinkt Bern in der Bedeutungslosigkeit?

Nick Lüthi: Nein, das kann man nicht sagen. Kurz- und mittelfristig bleibt vieles gleich. Die SRG zieht ja nicht sofort ab. Das Kerngeschäft der SRG – die Innenpolitik – bleibt in Bern.

Porträt von Nick Lüthi
Legende: Medienjournalist Nick Lüthi Keystone

Sie werden sogar gestärkt. Dass Flaggschiffe wie das «Echo der Zeit» nicht mehr in Bern produziert werden, das wiegt emotional schwer.

Manuel Puppis: Bern versinkt nicht in der Bedeutungslosigkeit. Aber es gibt eine wirtschaftliche und eine publizistische Perspektive. Mit der Schaffung einer Zentralredaktion in Zürich durch Tamedia sind Arbeitsplätze in Bern verloren gegangen.

Manuel Puppis, Porträt
Legende: Kommunikationswissenschafter Manuel Puppis ZVG

Das verstärkt sich mit dem Standort-Entscheid der SRG noch. Mit einer Zentralredaktion, wie sie bei Tamedia hat, geht die Berner Perspektive verloren. Bei der SRG besteht diese Gefahr nicht, weil Bundeshaus- und Inlandredaktion weiterhin in Bern bleiben.

Spielt es eine Rolle, wo Journalistinnen und Journalisten ihre Sendungen produzieren oder ihre Artikel schreiben?

Nick Lüthi: Es spielt weniger eine Rolle bei Redaktionen und Ressorts, die überregionale Themen bearbeiten. Doch auch da ist es nicht unerheblich, wer mit wem zusammen arbeitet, woher die Leute kommen, die Zusammensetzung des Teams. Da kann es schon eine Verarmung geben, wenn Journalistinnen und Journalisten an einem Ort konzentriert werden.

Manuel Puppis: Wenn es um überregionale Berichterstattung geht, spielt der Ort, wo die Journalistin, der Journalist ist, eine wichtige Rolle. Wenn es den regionalen Blickwinkel auf ein nationales Thema nicht mehr gibt, fehlt etwas.

Basel hat einen dynamischen Medienplatz mit Online-Medien, die kommen und gehen. Was muss in Bern passieren, damit es auch so eine Dynamik gibt?

Manuel Puppis: Das Angebot auf dem Berner Medienplatz ist immer noch beachtlich – mit zwei Tageszeitungen, einem Regionalfernsehen, dem SRF-Regionaljournal und privaten Radiostationen. Eine Lücke gibt es nicht. Und das neue Mediengesetz, das eine Fördermöglichkeit für Journalismus vorsieht, ist ein wichtiger Schritt.

Das Gespräch führte Brigitte Mader.

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