Hoch über der Solothurner Altstadt hat eine Gruppe Tauben ihren Schlafplatz. Im Estrich der Jesuitenkirche gibt es zwei betreute Taubenschläge. Hier schaut der Taubenaufseher der Stadt Solothurn, Markus Morand, zum rechten.
Der Angestellte der Stadt (früher beim Werkhof, heute im Krematorium) versucht die Taubenpopulation in Solothurn zu kontrollieren. Dazu betreibt er im Auftrag der Stadt vier Taubenschläge. Dort erhalten die Tauben zwei Mal pro Woche spezielles Futter.
Hinter den Taubenschlägen stecken drei Ziele: Erstens sollen die Tauben durch das Futter gesund bleiben, zweitens sollen sie dank dem regelmässigen Putzen der Schläge keine Krankheiten übertragen und drittens sollen die Tauben hier übernachten und damit keine anderen Schlafplätze in Häusern suchen, wo sie weniger willkommen sind.
Tauben sind bei vielen nicht gerne gesehen. Sie gelten als Krankheits-Übertrager, als «Ratten der Lüfte» und als Verdrecker der Städte. Dabei seien die Tauben eine der erfolgreichsten Tierarten der letzten Jahrhunderte, meint Andreas Schäfer. Er konzipierte im Naturmuseum Solothurn eine neue Ausstellung, die sich mit den Strassentauben beschäftigt.
Ursprünglich stammen die Strassentauben von der Felstaube ab, welche unter anderem im Mittelmeerraum lebt. Allerdings gehen die heute lebenden Strassentauben allesamt auf ehemalige Haustiere zurück.
Bereits vor tausenden von Jahren wurden Tauben domestiziert und gezüchtet. Diejenigen, die entwichen, blieben in den Städten. Statt in Höhlen und Felsnischen brüteten sie nun auf Dachstöcken.
Dass die Tauben früher Haustiere waren, sieht man etwa immer noch daran, dass sie relativ wenig Angst vor Menschen haben und nach einer gewissen Zeit auch zutraulich werden, etwa in Taubenschlägen. Dass Tauben an einigen Orten zu einer Plage wurden, hänge stark vom Menschen ab, sagen Andreas Schäfer und Markus Morand übereinstimmend.
Beide verurteilen das Füttern der Tauben aufs schärfste. Altes Brot oder Reis sei keine geeignete Nahrung und führten zu Erkrankungen. Trotzdem vermehrten sich Tauben stark, schliesslich gebe es ja genug Essen für noch mehr Tauben. Dies führe zu einer Art «Dichtestress». Und wenn Tauben gestresst seien, dann würden sie vermehrt krank und prägten so das negative Bild.
Deshalb solle man es unterlassen, Tauben zu füttern. Damit würde man den Tieren helfen, weil sie gesünder lebten und weniger Nachwuchs zeugten. Gleichzeitug helfe so auch den Städten und ihren Bewohnern, die weniger mit Taubenkot und übertragenen Krankheiten zu kämpfen hätten.