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Unentdeckte Museen Flipperkästen – mechanische Kunstwerke mit Licht- und Toneffekten

Im Rahmen der Herbstserie stellen Autorinnen und Autoren des Regionaljournals Aargau Solothurn unbekannte Museen unserer Region vor.

Zwei-Rad-Museum Oeschgen

Unter der Erde in einer Schutzanlage liegt das Zwei-Rad-Museum Oeschgen. In zwei Räumen findet man hier über 100 alte Velos und rund 50 Motorräder. Es ist das Lebenswerk von Theodor Frei. 62 Jahre lang sammelte er Zweiräder. Nach seinem Tod 1996 übernahm seine Schwiegertochter zusammen mit dem Sohn die Sammlung, welche praktisch die gesamte Entwicklung der Velos abdeckt. Das älteste Modell ist von 1817 – aus Holz, Eisen, Leder, ohne Pedale, ohne Kette. «Das waren Knochenschüttler. Die Velos damals waren unglaublich unbequem und schwierig zu fahren, heute haben wir Luxuslösungen», sagt Gabi Wieser, die das Zwei-Rad-Museum leitet.

Velos Lenker an Lenker
Legende: SRF

Die Geschichte des Velos ist ungefähr bis 1950 abgebildet. Fast zu jedem Modell kennt Gabi Wieser eine Geschichte oder eine Anekdote. Dies gilt auch für die Motorräder, welchen ein eigener Raum gewidmet ist. Dabei sieht man, wie aus Fahrradgestellen mit montiertem Motor leistungsstarke Maschinen wurden.

Synthorama Luterbach

Ein Museum, das das Herz von jedem Fan von elektronischer Musik höher schlagen lässt. Martin Hollinger stellt in Luterbach mehr als 200 legendäre Synthesizer aus – also elektronische Musikinstrumente. Der 60-Jährige hat in seiner Sammlung sehr rare und wertvolle Modelle, teilweise gibt es weltweit nur eine Handvoll dieser Instrumente. Die Besucher können diese Instrumente nicht nur bewundern, sondern dürfen selber Hand anlegen und darauf spielen.

Ein Mann steht ein einem Synthesizer
Legende: SRF

Das Museum zieht Besucher aus der ganzen Welt an, in Luterbach selber und der Region ist es aber kaum bekannt. Dies sei ihm egal, so der Besitzer. Der Technik-Freak hat sich mit dem Synthorama in Luterbach einen Traum erfüllt.

Dorfmuseum Rupperswil

Eigentlich sind es zwei Museen. Das Dorfmuseum befindet sich nämlich in einem historischen Haus, das praktisch noch im Originalzustand ist. Die Türen sind niedrig, man muss immer wieder den Kopf einziehen. Und in der Küche wurde nie etwas verändert. Man sieht hier immer noch den originalen Holzherd aus den Anfangszeiten des Hauses. Ergänzt wurde die originale Substanz mit verschiedenen Exponaten, die zum Haus passen. So hat man den Eindruck, die Stube sei noch bewohnt.

Ein bäuerliches Wohnzimmer aus verangenen Zeiten.
Legende: SRF

Das Dorfmuseum Rupperswil zeigt das Leben der bäuerlichen Landbevölkerung von früher. Jedes Zimmer erzählt viele Geschichten. Der ehemalige Stall und die Scheune bieten Platz für alte Gerätschaften aus der Landwirtschaft. Besonders exklusiv ist das Sack-Entstaubungsgerät. Es diente dazu, Kartoffelsäcke zu reinigen. Fritz Kummer, Präsident der Museumskommission, bezweifelt aber, dass das Gerät wirklich sinnvoll war, denn Kartoffelsäcke seien nun mal staubig.

Er steckt viel Zeit und Herzblut in das Museum. Am liebsten würde er auch einen Teil seiner eigenen Vergangenheit ausstellen, denn Kummer ist in Rupperswil aufgewachsen. Sein Vater führte die Dorfkäserei, und er belieferte die Haushalte mit Frischmilch. Als Transportmittel diente ein Elektrofahrzeug. Dieses steht heute immer noch in einer Werkstatt in Rupperswil. Kummer hätte es gern im Dorfmuseum. Nur: Der Platz reicht nicht.

Fasnachtsarchiv Olten

Unter all den Museen will sich das Oltner Fasnachtsarchiv nicht nur mit dem Namen abheben: Im Gegensatz zu einem Museum kann man im Fasnachtsarchiv alles «mit den Händen anschauen». Kreative Plaketten, schöne und schräge Masken und vor allem die über lange Jahre gesammelten Fotos der Oltner Fasnacht gibt es im Archiv zu entdecken. «Die Besucher gehen meist zusammen durch das Archiv, schauen gemeinsam Fotos an und erzählen sich fasnächtliche Anekdoten» meint Marion Rauber vom Oltner Fasnachtskomitee.

Ausstellung von Fasnachtsobjekten
Legende: SRF

Mit den historischen Dokumenten will das Archiv aufzeigen, dass die Fasnacht im Allgemeinen und die Oltner Fasnacht im Speziellen nicht ein aus dem nichts entstandener Blödel-Anlass ist, sondern historisch gewachsen ist und eine kulturelle Bedeutung für die Region hat.

Das Fasnachtsarchiv sei auch etwas für Nicht-Fasnächtler, meint Marion Rauber. Bei einigen Besuchern sehe man zwar, dass sie sich zunächst fragten, was sie hier sollen – aber: «dann gehen sie wieder, bedanken sich und sagen, das Archiv habe ihren Horizont erweitert» sagt Marion Rauber und freut sich.

Feuerwehrmuseum Endingen

Das Feuerwehrmuseum Endingen ist das grösste Feuerwehrmuseum der Schweiz. In drei Gebäuden befinden sich viele historische Gegenstände und Fahrzeuge zum Thema Feuerwehr. Von alten Feuerwehrkleidern über alte Leitern bis hin zu Löschwagen und Feuerwehrfahrzeugen.

Zwei Männer sitzen in einem alten Auto
Legende: SRF

«Unser Highlight ist ein Oldtimer-Feuerwehrauto, es ist einmalig in ganz Europa», sagen Kurator Heiri Bischof und Vereinspräsident Karl Meier. Manchmal müssen Heiri Bischof und «sein» Feuerwehrauto auch raus zum Einsatz. Bischof fährt den Oldtimer teilweise an Umzügen oder sonstigen speziellen Anlässen. In den gleichen Räumen wie das Feuerwehrmuseum befinden sich in Endingen auch das Handwerk- und Landwirtschaftsmuseum.

Solothurner Domschatz

Goldene Messkelche, edelsteinverzierte Monstranzen und eindrückliche Heiligen-Büsten, gut gesichert in einem Tresorraum: Das ist der Domschatz der Solothurner St. Ursenkathedrale. Auf Voranmeldung öffnet Domschatz-Führer Markus von Arx die Panzertür. Zu bestaunen ist eine laut Experte einzigartige Sammlung an kirchlichen Gegenständen. Gezeigt wird nur ein Bruchteil der Sammlung, nur die wertvollsten Exponate – allesamt Originale.

Ein Frau und ein Mann in einer Schatzkammer.
Legende: SRF

Einige der Gegenstände sind bei hohen kirchlichen Festtagen nach wie vor in Gebrauch. Neben den historischen Exponaten werden aber auch neuzeitliche Gegenstände inventarisiert, wie etwa T-Shirts von Ministranten oder – aktuell – ein Button vom Frauenstreik, erklärt Domkustodin Kathrin Kocher. Der Fokus liege aber ganz klar auf den wertvollen kirchlichen Gegenständen sowie historischen Kirchengewändern und Schriften.

Pfeifen- und Stockfabrik Tschan Kleinlützel

Bruno Tschan (84) ist Urenkel des Firmengründers Max Tschan. Bis 1979 führte er die Pfeifen- und Gehstockfabrik in Kleinlützel (SO), dann rentierte sie nicht mehr. «Die Zeiten haben sich geändert, Pfeifen rauchen ist ein ruhiges Vergnügen, dafür haben die Menschen heute kaum noch Zeit.» Vor 20 Jahren entschied sich Bruno Tschan aus dem Betrieb ein Museum zu machen.

Bruno Tschan (84) in der Werkstatt seines Museums
Legende: SRF

Die Werkstatt sieht so aus, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Maschinen sind immer noch voll funktionsfähig. Hier haben früher sechs Angestellte gearbeitet, inklusive Vertrieb hatte die «Pfeifen- und Stockfabrik Tschan GmbH» früher einmal 12 Mitarbeiter. Einige Stech-Karten hängen immer noch an der Wand neben der Stech-Uhr. Fast so, als würden die Mitarbeiter morgen wieder zur Arbeit zurückkehren. Manchmal stellt sich Bruno Tschan heute noch hinter die Werkbank und fräst an einer Pfeife.

Flippermuseum Extraball Solothurn

Flipperkästen sind Kunstwerke. Mechanische Kunstwerke, aber auch gestalterische Kunstwerke. Das sagt Pascal Bosshart, er führt gemeinsam mit seiner Frau seit 2007 das Flippermuseum Extraball in Solothurn, in der Nähe des Westbahhofs. 164 Flipperkästen aus 9 Jahrzehnten hat Bosshart in seiner Sammlung, mit rund 70 können die Museumsbesucher auf zwei Etagen spielen. Als Teenager hat das Flipper-Fieber Bosshart in den 70er Jahren gepackt – und bis heute nicht mehr losgelassen.

Pascal Bosshart, Flippermuseum Extraball
Legende: SRF

Damals waren seine Eltern allerdings gar nicht begeistert von seinem Hobby. «Im Kanton Solothurn war es unter 16-Jährigen noch bis letztes Jahr verboten, mit Geld an einem Flipperkasten zu spielen», sagt Bosshart. Die Flipperkästen waren daher eher in den Hinterzimmern der Solothurner Restaurants oder Pubs zu finden, und sie hatten deswegen auch etwas Anrüchiges an sich. Heute ist dies ganz anders, heute ist das Flippern wieder sehr beliebt – auch bei Jungen.

Sprachpanorama Laufenburg

Giipse, Gröibschi, Ofräss, Flächti, Grunggäli... Dialektwörter aus der Schweiz treffen im Sprachpanorama auf unzählige Hörbeispiele von Sprachen aus der ganzen Welt. Seit 2017 deckt das Sprachpanorama praktische alle Aspekte zum Thema Sprache ab. Es ist das einzige Museum in der Deutschschweiz, das sich ausschliesslich der Sprache widmet. Auf drei Etagen erstreckt sich die Ausstellung in einem 600 Jahre alten Altstadthaus, das früher eine Pinte war.

Pfosten mit einer Schmetterling-Schablone auf hellblauem Boden
Legende: SRF

Nebst Hörbeispielen vermitteln interaktive Spiele und einfach verständliche Ausstellungstexte die Besonderheiten der verschiedenen Sprachen. «Wir versuchen im Sprachpanorama eine gewisse Offenheit, ein Verständnis für die Vielfalt der Sprachen zu fördern», sagt Florence Aggeler, die Leiterin des Sprachpanoramas. Einmalig sind im Sprachpanorama auch die Althochdeutschen- und Mittelhochdeutschen Audiobeispiele. Diese wurden extra für das Sprachmuseum produziert.

Museum für medizinhistorische Bücher Muri

Das Museum ist ein Privatmuseum von Dr. Franz Käppeli, das öffentlich zugänglich ist. Der Mäzen hat den Singisenflügel des Klosters Muri gekauft und hier drei Museen gegründet, unter anderem jenes mit der bedeutenden Sammlung medizinhistorischer Bücher. Aus ganz Europa und den USA kommen Interessierte in das Murianer Museum. Hier lagert eine «Schatzkammer» an medizinhistorischen Büchern.

Anatomischer Atlas
Legende: Anatomischer Atlas, der dem Papst gewidmet ist. Deshalb fehlt dem Mann eine Rippe, die hat gemäss Bibel Adam Eva gegeben. zvg

Käppeli kaufte eine intakte Sammlung an einer Auktion. Nicht nur Inhalt und Geschichte der Bücher sind spannend, sie sind auch sehr kunstvoll gestaltet. Viele sind im Original ausgestellt und gleichzeitig digital zugänglich. Blättern erlaubt.

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