Ihr Leben lang setzte sie sich für andere ein, in humanitären Einsätzen in zahlreichen Ländern. In Afghanistan und Pakistan gründete sie drei Schulen und Nähateliers für Frauen. Als Sonntagsgast im Regionaljournal erzählt die 90-Jährige unter anderem, wie ihre Kindheit im Emmental sie auf all das vorbereitet hatte.
SRF News: Bereits mit 19 Jahren reisten Sie für längere Zeit nach Dänemark, zusammen mit einem dänischen Au-pair-Mädchen des Schangnauer Dorfpfarrers. Was zog Sie weg?
Elizabeth Neuenschwander: Andere Länder interessierten mich. In Schangnau gab es zwar Leute, die meinten, ich könne doch nicht als so junge Frau durch das kriegsversehrte Deutschland nach Dänemark reisen. Aber mein Vater sagte, es gebe auch anderswo gute Leute.
Sie haben sich Ihr Leben lang für andere eingesetzt und tun es auch heute noch – was gibt das Ihnen?
Mich dünkt es schön, wenn man dazu beitragen kann, dass es anderen ein wenig besser geht. Ich mache das gern. Man kann ja nichts mitnehmen. Und durch meine Arbeit konnte ich viel reisen, habe viel gesehen.
Sie waren immer als Single unterwegs. Haben Sie es bewusst vermieden, eine Beziehung einzugehen?
Ein Mann hätte mir bestimmt bald gesagt, ich solle zuhause bleiben. Ich bin mich gewöhnt, alles selber zu organisieren und zu entscheiden. Eine Partnerschaft – das wäre nicht gut gekommen.
Ich wollte nicht für einen Mann kochen. Ich hatte meine eigenen Projekte.
Einmal sagte mir eine Frau, sie habe mich benieden. Sie habe ihren Mann zwar ins Ausland begleiten können, habe aber immer nur für ihn kochen müssen. Ich hingegen konnte meine eigenen Projekte durchziehen.
Was haben Sie in Ihrer Kindheit im Emmental gelernt, was Ihnen später nützlich war?
Ich habe viel von meinem Vater gelernt. Er war sehr humorvoll und hat uns gelehrt, Verantwortung zu übernehmen. Er war Briefträger und wenn er nach langen Touren wegen geplatzer Krampfadern zuhause bleiben musste, zeigte er uns älteren Kindern, wie man mit dem Geld umgeht, das die Post den Leuten brachte. Ich habe Zuverlässigkeit gelernt, und anzupacken.
Bis vor zwei Jahren reisten Sie immer wieder nach Afghanistan, jetzt können Sie das nicht mehr. Wie gehen Sie damit um?
Ich muss es akzeptieren. Dass ich mit den Leuten dort per E-Mail und Telefon weiterhin in Kontakt sein kann, ist schön. Auch, dass ich dank einer gelungenen Hüftoperation wieder schmerzfrei gehen kann.
Sie sehen immer das Positive?
Ja, man muss das Gute nehmen und die Dinge akzeptieren, wie sie sind.
Das Gespräch führte Elisa Häni.