Schätzungsweise eine Million Blätter Papier werden in den nächsten vier Jahren durch die Hände von Monika Burri und ihrem Team wandern. Sie archivieren Tausende Notizbücher, Dokumentenbündel und Schachteln voller Akten. Würde man sie alle aneinanderreihen, ergäbe das eine Strecke von ungefähr einem halben Kilometer.
Den Auftrag erhielt die Historikerin Monika Burri vom Staatsarchiv Nidwalden, das diese unerschlossenen Archivquellen verfügbar machen will. Bis jetzt waren sie der Öffentlichkeit kaum zugänglich. «Das liegt daran, dass die Staatsarchivare früher eine andere Aufgabe hatten», sagt Burri, «sie waren eher am Forschen und Publizieren als am Katalogisieren der Archivalien.»
Tagebuch einer Haushälterin
Die Nidwaldner Regierung erhofft sich vom Projekt einen wertvollen Einblick in die Geschichte des Kantons. Erste Sichtungen hätten gezeigt, dass sich etwa Gerichtsprotokolle zu Hexenverfolgungen oder Unterlagen zum Konflikt um die Kantonsgrenzen darunter befänden. Die Akten reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert.
Monika Burri ist seit dem 1. Mai an der Arbeit und bereits selbst auf einige spannende Dokumente gestossen, wie sie sagt: «Da ist das Tagebuch der Haushälterin der Landammannfamilie Durrer-Zelger. Sie hat beinahe jeden Tag festgehalten, wie das Wetter war, wen die Familie zu Besuch hatte und was es zu essen gab. Solche Dokumente sind sensationell, die gibt’s nicht so häufig.»
Stelle auf vier Jahre befristet
Im Gegensatz zu diesem Tagebuch seien viele andere Dokumente jedoch nur wenig bis gar nicht relevant. Diese würden nach der Sichtung vernichtet. «Dazu gehören die vielen Gesuche für Motorbootbewilligungen und Lernfahrausweise aus den 1950er-Jahren. Bei solchen Serien von gleichartigen Dokumenten behalten wir nur ein Muster.»
Das Nidwaldner Parlament hat für die Stelle von Monika Burri einen ausserordentlichen Kredit bewilligt. Sie ist auf vier Jahre befristet – Ende 2024 sollen die Akten für die Nutzung zugänglich sein. Auf der Internetseite des Kantons wird regelmässig über interessante Archiv-Funde berichtet.