Die Glarner Hauptüberschiebung gilt als einzigartig. Die messerscharfe Linie in den Felswänden ist vor 10 Jahren von der Unesco ins Weltnaturerbe aufgenommen worden – und zwar als Teil der Tektonikarena Sardona.
Dass es überhaupt dazu kam, brauchte damals allerdings viel Überzeugungskraft. 19 Gemeinden zwischen dem Walensee, dem Linthgebiet und der Surselva sowie der Bundesrat und die Unesco mussten vom Projekt überzeugt werden. Fritz Marti ist sich sicher, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben. Er ist seit der Gründung Präsident der Interessensgemeinschaft Unesco-Welterbe Tektonikarena Sardona.
SRF News: Was fasziniert Sie persönlich an den Bergen in der Tektonikarena?
Fritz Marti: Hauptsächlich sind es die Überschiebungen bei den Tschingelhörnern. Mich fasziniert, wenn die Sonne untergeht und die Tschingelhörner noch in der Sonne stehen oder die Sonne durchs Martinsloch scheint.
In den 1990-Jahren waren Sie Gemeindepräsident von Matt im Kanton Glarus. War Ihnen damals schon bewusst, wie speziell diese geologischen Formationen vor Ihrer Haustüre sind?
Damals noch nicht. Aber einige Jahre später, als mich die Geologen überzeugt hatten, war ich fasziniert.
2006 wurde nach einer ersten gescheiterten Kandidatur eine zweite eingereicht, die dann erfolgreich war. Sie sagten damals gegenüber der Zeitung «Südostschweiz», das Label sei von «immenser Bedeutung für unsere Region und ihre Bewohner». Hat sich das bewahrheitet?
Das hat sich bewahrheitet. Es hat mehr Leute im Gebiet, der Bekanntheitsgrad wurde gesteigert, wir sind häufiger in der Presse und wir können uns besser gegen aussen verkaufen: Das Label ist eine gute Sache!
Die Tektonik-Arena macht viel Werbung. Das Jubiläum feiert sie nicht nur mit einem Anlass, sondern mit diversen Anlässen. Ist die Tektonik-Arena in der Schweiz noch zu wenig bekannt?
Sie ist noch zu wenig bekannt. Im Raum Zürich kennt man sie nicht. In der Schule hat man in der Erdgeschichte gelernt, wie die Alpen entstanden sind. Bei uns vor der Haustüre erlebt man jedoch die Entstehungsgeschichte im Massstab 1:1.
13 Gemeinden und drei Kantone zusammenzuführen, war die grösste Herausforderung.
Wenn Sie auf die letzten 10 Jahre zurückblicken, was war die grösste Herausforderung?
Drei Kantone und 13 Gemeinden zusammenzuführen, war die grösste Herausforderung. Die Richtplanung in den Kantonen Glarus, St. Gallen und Graubünden waren ganz unterschiedlich.
Und welches ist das wichtigste Projekt, das in den kommenden 10 Jahren ansteht?
Die wichtigsten Projekt sind einerseits die finanziellen Mittel, andererseits, dass wir die Bedürfnisse von Schutz und Nutzen des Gebietes unter einen Hut bringen können und miteinander versuchen, das Gebiet für die Nachwelt zu erhalten.
Das Gespräch führte Stefanie Hablützel