Der gut 350 Meter lange ICE-Zug mit 240 Passagieren war von Berlin nach Basel SBB unterwegs und hatte gerade die Rheinbrücke überquert, als um 20:44 Uhr der hintere Zugteil auf ein anderes Gleis geführt wurde als jenes, auf welchem der vordere fuhr. Der erste Wagen nach dem Triebkopf schleifte in der Folge quer zwischen den Gleisen über den Schotter mit, dies bei rund 50 km/h Fahrtempo.
Mangels Rückspiegel bemerkte der Lokführer das Malheur erst, als der Fahrwiderstand anstieg, weil wegen steigendem Gleisabstand eine weitere Achse entgleiste und der Zug zu rütteln begann. Da hielt er den ICE sofort an, der nur 20 Meter vor einer Tunnel-Trennwand zum Stillstand kam. Der Zug blieb zusammengekoppelt, und kein Wagen kippte.
Schäden an Gleisen und am Zug
Beim spektakulären Unfall verletzte sich eine Person an der Hand, als sie die Glasscheibe zum Knopf für die Not-Türöffnung einschlug, wie dem Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) zu entnehmen ist. Das entgleiste Drehgestell demolierte auf einer Strecke von rund 900 Metern Weichen, Gleise und Sicherungseinrichtungen. Auch der ICE wurde stark beschädigt; er musste aufgetrennt weggefahren werden.
Der Unfallort liegt direkt neben der Autobahn A2 zwischen einem Wohnquartier in Basels Osten und einem Spitalareal. Just in jenem Abschnitt wechseln Zuständigkeiten zwischen deutschen und Schweizer Bahnpartnern sowie auch die Mobilfunknetze - der Badische Bahnhof in Basel ist deutsches Hoheitsgebiet auf Schweizer Boden.
Verspäteter Zug
Die Entgleisungsstelle liegt im betrieblichen Verantwortungsgebiet der DB Netz AG; die Zugspitze kam indes in jenem der SBB-Infrastruktur zum Stillstand. Die betreffende Weiche wurde durch die DB Netz bedient, dies vom Badischen Bahnhof Basel aus. Die Infrastruktur hingegen gehört bei beiden Stellen der SBB.
Hintergrund des Unfalls ist ein zweiter Zug, der kurz nach dem entgleisten ebenfalls aus dem Badischen Bahnhof zum Bahnhof SBB losfuhr. Der entgleiste ICE war mit 63 Minuten Verspätung unterwegs. Verspätungen aus dem deutschen Netz sind in Basel nicht selten; teils gewährleisten dann Ersatzzüge den Schweizer Taktfahrplan.
Keine Absicht
Laut Sust-Bericht wurde um 20:46 Uhr im Stellwerk eine Bedienung des Störungsdruckers mittels «Fahrstrassenhilfsauflösetaste» registriert. Die programmierte Fahrstrasse für den zweiten Zug wurde damit zwar zulässigerweise hilfsausgelöst, jedoch wurde so auch die Fahrstrasse des ersten Zugs während dessen Durchfahrt bei der Weiche verändert, was «nicht zulässig, aber auch nicht gewollt» gewesen sei.
«Denkbar» sei, schreibt die Sust weiter, dass sich der Fahrdienstleiter beim Eingeben der Fahrstrasse für den zweiten Zug «vertippt» hatte und das falsche Zielgleis mittels Hilfsauslösung korrigieren wollte, das Stellwerk dann aber statt der Umfahrzug- die Regelzug-Fahrstrasse vorzeitig eingestellt hat. Nichts deute darauf hin, dass bei der Weichenumstellung «die Technik nicht wie vorgesehen funktioniert hätte», hält der Bericht fest.