SRF: Winterthur hat eine ganz besondere Geschichte. Es ist eine ehemalige Industriestadt, besitzt noch heute sehr viele Grünflächen. Stefan Gasser, Sie sind Leiter der Winterthurer Denkmalpflege und haben die Siedlungsqualität von Winterthur untersucht. Was ist dabei herausgekommen?
Gasser: Wir kennen Winterthur unter anderem wegen der grossen Industriegebäuden von Sulzer und Rieter. Was dabei oft vergessen geht: Menschen, die damals in diesen Hallen gearbeitet haben, haben auch irgendwo gewohnt. Winterthur hat nun eine sehr spannende Geschichte. Zuerst haben sich die Fabrikherren selber, dann wohlhabende Gesellschaften und später auch die Stadt und Genossenschaften für den Wohnungsbau eingesetzt. Diese Entwicklung wurde bis heute noch nicht grundlegend untersucht.
Sie haben im Zuge dieser Überlegungen 500 Siedlungen untersucht und beurteilt, ob diese Siedlungen schützenswert sind. Was waren Ihre Kriterien?
Schützenswerte Siedlungen müssen Zeugen sein einer wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder baukünstlerischen Epoche.
82 Siedlungen sind jetzt im Inventar schützenswürdiger Bauten aufgeführt. Was bedeutet das für die Besitzer dieser Liegenschaften?
Wenn ein Eigentümer sein Haus verändern will, dann gelangt das Baugesuch nun auch zur Denkmalpflege. Die Denkmalpflege prüft dann, ob die Veränderung eine Gefährung des Schutzobjektes darstellt, ob das Gebäude aus dem Inventar entlassen werden kann, oder ob Richtlinien für Umbauten erhoben werden müssen.
Das ganze Interview mit Stefan Gasser finden Sie als Audiofile in diesem Artikel. Das Gespräch mit Stefan Gasser führte Barbara Seiler.