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Urner Landratswahlen Showdown in Göschenen

Der Kampf um den einzigen Göschener Sitz im Urner Kantonsparlament ist spannend wie selten.

Göschenen ist ein kleines Dorf: Gerade mal um die 500 Menschen leben dort, wo die Autobahn im Gotthard-Strassentunnel verschwindet und das Nordportal des alten Gotthard-Eisenbahntunnels in der Felswand klafft. Doch das politische Leben Göschenens hat es in sich, das zeigen die Landratswahlen diesen Frühling – sie sind so spannend wie selten.

Ein Urgestein will nicht mehr

Zur Vorgeschichte: Göschenen hat Anrecht auf einen Sitz im Urner Kantonsparlament in Altdorf, dem Landrat. Die vergangenen zwölf Jahre hatte Peter Tresch diesen Sitz inne. Er wurde 2008 als SVP-Vertreter gewählt, wechselte 2012 zur FDP; 2018 wurde er Landratspräsident und damit höchster Urner. Bei den Wahlen Anfang März trat Tresch, mittlerweile 58-jährig und ein politisches Urgestein, jedoch nicht mehr an.

Er empfahl vielmehr die 20-jährige Soraya Sägesser als seine Nachfolgerin. Sie ist Angestellte der Göschener Gemeindeverwaltung und Präsidentin der Juso-Kantonalpartei.

Kandidatin erhält überraschend Konkurrenz

Soraya Sägesser galt lange als so gut wie gewählt – zumal sie mit Peter Tresch einen gewichtigen Unterstützer hatte und kein Gegenkandidat in Sicht war. Doch einige Wochen vor dem Wahltermin im März tauchte dieser Gegenkandidat doch noch auf: Walter Baumann, 65 Jahre alt, parteilos, ehemaliger und langjähriger Gemeindeschreiber von Göschenen.

Prompt holte Walter Baumann bei der Landratswahl von Anfang März 91 Stimmen, Soraya Sägesser nur 79. Aber Baumann verpasste das absolute Mehr um eine Stimme. Das bedeutet: Nachwahl am 19. April. Und für diese Nachwahl bringt sich nun ein dritter Kandidat in Stellung: Der amtierende FDP-Landrat Peter Tresch – der eigentlich gar nicht mehr kandidieren wollte.

Das Urgestein überlegt sichs anders

Soraya Sägesser, die er als seine Nachfolgerin empfohlen habe, sei offenbar nicht überall gut angekommen, sagt Tresch. Und gleichzeitig habe auch der Kandidat, mit dem Sägesser habe verhindert werden sollen, keine Mehrheit überzeugt. Darum trete er nun halt wieder an - «damit die Bevölkerung die Möglichkeit hat, nochmals mich zu wählen, wenn sie dies wünscht.»

Ihn ärgere, was im Vorfeld der Wahl passiert sei, sagt Peter Tresch. «Da wurde ein 65-jähriger Gegenkandidat ausgegraben, einfach weil man eine junge Kandidatin verhindern wollte», sagt er.

Walter Baumann: «Die Mischung muss stimmen»

Die beiden Kandidierenden des ersten Wahlgangs treten auch zur Nachwahl wieder an. Beide nehmen es gelassen, dass mit Peter Tresch nun auch noch ein dritter Kandidat mitmischt.

Walter Baumann lässt allerdings nicht auf sich sitzen, dass mit ihm ein «ausgegrabener» 65-Jähriger ins Rennen steige. «Wichtig ist doch eine gute Altersmischung im Parlament», sagt er. «Da haben auch ältere Leute ihre Berechtigung, die auch eine gewisse Erfahrung mitbringen.»

Soraya Sägesser: «Engagement zählt auch»

Erfahrung, beziehungsweise: fehlende Erfahrung. Das ist ein Aspekt, den sich die 20-jährige Soraya Sägesser im Wahlkampf immer wieder anhören musste. «Ja, ich bin jung und habe weniger Erfahrung als andere, aber ich engagiere mich nun doch schon einige Jahre politisch», sagt sie. Und letztlich sei Erfahrung nicht alles: «Es zählt eben auch das Engagement. Eine erfahrene Person, die im Landrat vier Jahre lang nichts sagt oder tut, bringt schliesslich auch nichts.»

Wie sich die Wählerstimmen aufteilen und wer schliesslich die Vertreterin oder der Vertreter von Göschenen im Urner Landrat sein wird, das zeigt sich am 19. April. Dann werden die letzten noch freien Sitze im Landrat besetzt. Neben Göschenen findet auch in Seedorf eine Nachwahl statt.

Regionaljournal Zentralschweiz, 14. April 2020, 17:30 Uhr ; 

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