Urs Hostettler ist vielseitig begabt. Insbesondere in den 1970er-Jahren war er mit dem Trio Hostettler-Mentha-Diem als Mundartmusiker unterwegs. Sie waren die einzige Schweizer Band, die am ersten Gurtenfestival 1977 auftreten durfte – damals ging übrigens das Licht vergessen.
Hostettler gab aber als Autor auch ein 750-seitiges Buch über den Bauernkrieg 1653 heraus und erfand mehrere Spiele, darunter «Tichu», ein Jass-ähnliches Kartenspiel, oder «Anno Domini», bei dem man Ereignisse chronologisch ordnen muss. Auch heute noch, als 70-Jähriger, tüftelt er an neuen Versionen dieses Spiels.
SRF News: Für Ihre Bücher, Musik und Spiele haben Sie mehrere Preise gewonnen, wie wichtig ist Ihnen diese Art der Anerkennung?
Urs Hostettler: Ich habe nie einen richtig grossen Preis erhalten – aber immer wieder kleinere. Die sind mir allerdings überhaupt nicht wichtig.
Wem muss Ihre Arbeit denn gefallen, damit Sie zufrieden sind?
Mich freut es natürlich, wenn Menschen begeistert zu mir kommen und sagen, dass sie noch tagelang über ein Spiel nachgedacht haben. Das ist toll. Wichtig ist mir, dass ich keine Flops produziere.
Es spielt keine Rolle, wer gewinnt.
Wenn man ein Spiel herausbringt und niemand interessiert sich dafür, dann ist das nicht lustig. Das hat es auch gegeben, das ist ziemlich bedrückend.
Bald erscheint eine neue Kategorie des Spiels «Anno Domini», bei dem man Ereignisse chronologisch ordnen muss. Haben Sie noch weitere Projekte in Arbeit?
Ja, ich habe einige Spiele im Köcher, die ich gerne umsetzen würde. Aber es ist schwierig.
Ist es schwieriger als früher?
Definitiv. Früher hat man ein Spiel gemacht und dieses einfach mal herausgegeben. Heute ist das anders.
Flops zu produzieren ist bedrückend.
Der Spielemarkt ist internationaler, die meisten Spiele sind in Englisch. Es gibt Spielentwickler-Fabriken, da hat sich einiges geändert.
Was ist Ihr Anspruch beim Entwickeln eines Spiels?
Für mich muss ein Spiel Witz haben und Überraschungen bieten oder Ironie beinhalten. Nicht interessant finde ich, wenn man mir zum x-ten Mal erklärt, wie die Wirtschaft im Mittelalter funktioniert hat, wenn ich Türme bauen muss oder Spielsteine sammeln.
Wird oft gespielt im Hause Hostettler?
Es ist im Moment ein Zweierhaushalt, meine Frau und ich wohnen in Bern. Die beiden Söhne sind ausgezogen, aber besonders, wenn der eine nach Hause kommt, laden wir auch Leute ein – ja, tendenziell wird bei uns schon viel gespielt.
Beenden Sie die Spiele oft als Sieger?
Bei strategischen Spielen gewinnt meistens mein Sohn Michael. Ich spiele sehr gerne kooperative Spiele, solche mit Wortwitzen zum Beispiel. Eigentlich spielt es dann aber keine Rolle, wer gewinnt.
Das Gespräch führte Martina Koch.