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USB-C EU macht Schluss mit Kabel-Chaos

Ein einheitlicher Standard soll das Laden von Geräten vereinfachen und die Umwelt entlasten. Auch die Schweiz macht mit.

Unser Alltag wird immer digitaler und mit der Digitalisierung wächst der Kabelsalat in den Schubladen: Kabel und Ladegerät fürs Smartphone natürlich, eins für den Kopfhörer, wieder ein anderes für die Kamera und auch die Spielkonsole und der E-Book Reader haben unterschiedliche Anschlüsse.

Schlecht für die Umwelt

Jahr für Jahr werden in der EU rund 450 Millionen portable Geräte verkauft, viele davon mit Kabel und Ladegerät, die es eigentlich nicht bräuchte. Das kostet Konsumentinnen und Konsumenten unnötig Geld und schadet der Umwelt. Rund 11'000 Tonnen Elektroschrott sind jedes Jahr auf die Ladegeräte zurückzuführen.

Seit 13 Jahren will die EU dieser Flut an überflüssigen Kabeln und Ladegeräten Einhalt gebieten und drängte die Hersteller zuerst, sich auf einen Anschluss zum Laden der Geräte zu einigen. Doch vor allem Apple wehrte sich gegen Vorschriften mit dem Argument, dass das die Innovation unterbinde.

Weitere Massnahmen waren nötig

Die EU blieb hart: Ab 2024 müssen rund ein Dutzend portable Geräte zum Laden über einen USB-C Anschluss verfügen – auch Apples iPhone. Neben Smartphones gilt die Vorschrift auch für Tastaturen, Mäuse, Kameras und Kopfhörer. Ab 2026 gilt die Regelung ausserdem für Notebooks.

Damit nicht genug: Um die Zahl der Ladegeräte und Kabel wirkungsvoll zu reduzieren, müssen die Hersteller den Konsumenten die Wahl lassen, ob sie ein Gerät mit oder ohne dieses Zubehör kaufen wollen. Das Sparpotenzial ist beträchtlich: Dank des einheitlichen Standards lassen sich künftig jedes Jahr 250 Millionen Euro einsparen und 1'000 Tonnen Elektroschrott verhindern.

Der steinige Weg zu USB-C

Box aufklappen Box zuklappen

2009 gab es 30 verschiedene Anschlüsse zum Laden von tragbaren Geräten. In einer Absichtserklärung verpflichteten sich die Hersteller gegenüber der EU-Kommission zu einem gemeinsamen Standard. Obwohl die Frist mehrfach verlängert wurde, konnten sich die Anbieter von Geräten nicht einigen.

Bis 2018 konnte die Zahl der unterschiedlichen Stecker auf drei reduziert werden – immer noch zwei zu viel für die EU-Kommission. Sie beschloss die Einführung eines einheitlichen Steckers und Schnelllade-Protokolls. Zudem sollten Konsumenten in Zukunft wählen können, ob sie etwa ein Smartphone mit oder ohne Ladegerät kaufen.

Der Entscheid für den einheitilchen USB-C Ladestecker ist gefallen.

Nach der Sommerpause, voraussichtlich im September, stimmt das EU-Parlament noch über die Verordnung ab, die eine Entbündelung von Ladestecker und Gerät vorschreibt.

Wirkung geht über die EU hinaus

Auch in der Schweiz kommen in Zukunft nur noch Geräte auf den Markt, die sich über einen USB-C Anschluss laden lassen. 2016 sei die Verordnung zum Fernmeldegesetz so angepasst worden, dass diese Anforderungen aktiviert werden können, schreibt das Bundesamt für Kommunikation auf Anfrage von SRF.

Und auch in den USA forderten drei Mitglieder des Senats in einem offenen Brief das Ministerium für Handel auf, dem Beispiel der EU zu folgen.

Kommt die Verordnung zu spät?

Bis zur Einführung des USB-C Anschlusses sind mehr als 15 Jahre vergangen. In dieser Zeit ist die technische Entwicklung nicht stehengeblieben.

Viele Smartphones lassen sich heute kabellos laden – vorausgesetzt man hat das Ladegerät, das zum Handy passt. Es gibt auch hier bereits mehr als einen Standard für diese Technologie. Um dem Wildwuchs entgegenzuwirken, wird die EU auch für kabellose Geräte einen Standard vorschreiben.

Auch die aktuelle Liste für portable Geräte, die über einen USB-C Anschluss verfügen, ist nicht definitiv. In Zukunft können weitere Geräte in den Katalog aufgenommen werden.

SRF 3, 22.6.2022, 13:15 Uhr

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