In der Gemeinde Niederdorf im Waldenburgertal ist ein Gemeindratssitz frei. Eine erste Frist zur Besetzung des vakanten Sitzes ist bereits verstrichen, nun bleiben der Gemeinde nur noch wenige Wochen, eine Kandidatin oder einen Kandidaten zu finden. Noch gibt sich Gemeindepräsident Martin Zürcher zuversichtlich. Man habe bereits Ideen, wen man für ein solches Amt begeistern könne, sagt er.
Gelingt das nicht, hat Niederdorf ein Problem. Kann eine Gemeinde ihre Exekutive nicht bestücken, muss der Kanton das Dorf verwalten. Etwas, was bereits die Baselbieter Gemeinde Hersberg und die Solothurner Gemeinde Meltingen zwischenzeitlich erlebt haben. Und auch in Lauwil sei das Gespengst einer möglichen Zwangsverwaltung um gegangen, sagt der Vizepräsident des Verbands Basellandschaftlicher Gemeinden, Erwin Müller. Lauwil habe den vakanten Sitz dann aber doch noch selbst besetzen und die Verwaltung durch den Kanton abwenden können.
Schmach der Nicht-Wahl umgehen
Dass Gemeinden kaum Leute finden, die sich im Gemeinderat engagieren wollen, kommt ab und zu vor. Müller befürchtet gar, das Problem werde sich noch verschärfen, vor allem in kleineren Gemeinden. Nicht nur, weil es weniger Einwohner hat: «Man ist in einer kleinen Gemeinde auch ausgestellter», sagt er. Stellt man sich zur Wahl und wird nicht gewählt, ist die Schmach in einem kleinen Dorf grösser als in einer grossen Gemeinde. Das halte viele davon ab, sich zu exponieren.
Müller, selber Gemeindepräsident in Bubendorf, sieht in der Amtsführung des Präsidenten einen möglichen Teilgrund des Problems. «Kommt der Gemeindepräsident schlecht vorbereitet zur Gemeindeversammlung und macht ein «Gheu», ist es schwieriger, Menschen für ein Gemeinderatsamt zu motivieren.» Gemeinden mit einer «positiven Stimmung», wo kontrovers diskutiert aber nicht gestritten wird, hätten in der Regel weniger Probleme, Gemeinderatsmitglieder zu finden. «Da haben potentielle neue Gemeindratsmitglieder die Erwartung, dass sie gestalten können und das ist angenehmer als vor allem zu streiten.»
Trotzdem gebe es keine Patentlösung, denn die Gründe für die fehlende Gemeinderats-Begeisterung seien vielfältig; keine Zeit neben Arbeit und Familie, lange Arbeitswege, Freizeitgestaltung - Parameter, auf die eine Gemeinde nur sehr bedingt Einfluss habe.
Das Problem könnte sich in den kommenden Jahren akzentuieren, befürchtet Müller. Dass Gemeindefusionen die Lösung sein könnten, glaubt er nur bedingt. Fusionen stiessen im Baselbiet auf wenig Liebe. Vielleicht sei das in zehn Jahren anders - auch weil Fusionen das Problem der fehlenden Gemeinderäte entschärfen könnten, sagt Müller.