Warmes Wetter, sonnige Ostertage: die Velosaison ist angebrochen für Pendlerinnen und Freizeitsportler. Entsprechend feiern unter anderem das Bundesamt für Gesundheit und Pro Velo Schweiz den Mittwoch als Velotag.
Aber braucht das Velo überhaupt zusätzliche Werbung? Gerade in der von Bern propagierten Velo-Hauptstadt? Es diskutieren Michael Sutter von Pro Velo Bern und Thomas Fuchs, Präsident der SVP Stadt Bern.
SRF News: Braucht die Stadt Bern einen speziellen Velo-Tag?
Michael Sutter: In der Stadt Bern ist eine Kampagne für einen Velo-Mittwoch vielleicht tatsächlich nicht unbedingt nötig. Aber es geht ja um die ganze Schweiz und grundsätzlich ist es schon wichtig, noch mehr Menschen aufs Velo zu bringen.
Thomas Fuchs: Solche Kampagnen bringen überhaupt nichts. Und sowieso: in Bern schliesst man Autospuren, um Platz für die Velos zu machen.
Solche Kampagnen bringen überhaupt nichts.
Und trotzdem begegnen einem die Velos auf den Fussgängerstreifen, zum Teil sogar in den Lauben. Bern will den Veloanteil von 12 auf 20 Prozent steigern, also fast verdoppeln. Die Bevölkerungszahl wächst, es wird immer enger in der Schweiz.
Braucht es halt einfach mehr gegenseitige Rücksichtnahme bei den verschiedenen Verkehrsteilnehmern?
Michael Sutter: Bei der Rücksicht sind sämtliche Verkehrsteilnehmer gefragt. Der wichtigste Faktor ist die Infrastruktur. Und ja, ein Ausbau fürs Velo geht auf Kosten der Autos. Der motorisierte Verkehr braucht heute sehr viel Platz auf den Strassen und Abstellflächen.
Ja, ein Ausbau fürs Velo geht auf Kosten der Autos.
Entsprechend kann man dort auch am meisten Platz wegnehmen. Der motorisierte Verkehr wird in Zukunft sowieso weniger.
Thomas Fuchs: Gegen mehr Rücksicht kann man nichts haben. Aber man sieht ja, was für ein Theater es gibt, wenn die Polizei in der Stadt Velokontrollen macht. Dabei ist Fakt, dass viele Velofahrer ohne Licht unterwegs sind, keine Handzeichen geben beim Abbiegen, bei Rot über die Kreuzung fahren. Da müsste möglicherweise die Polizei mehr tun, diejenigen zum Beispiel registrieren. Das bringt möglicherweise den einen oder anderen dazu, sich etwas mehr zurückzuhalten.
Und wenn wir zum Ausbau der Infrastruktur zurückkommen - wo wären Investitionen nötig?
Thomas Fuchs: Ich stelle fest, dass für das Velo fast unbeschränkt Platz zur Verfügung steht. Man will sogar eine Velobrücke bauen für 18 Millionen Franken. Es braucht nicht noch mehr Veloinfrastruktur. Viel eher müsste man mal bei der bestehenden aufräumen und zum Beispiel Veloparkplätze unterirdisch bauen. In den Städten ist fürs Velo sowieso immer genügend Geld vorhanden. Aber es gibt auch Menschen in Köniz oder Ostermundigen, die Velo fahren. Und vielleicht müsste man eher für sie Velo-Querverbindungen schaffen, als Geld in Plakatkampagnen fürs Velo zu investieren.
Michael Sutter: Ich kann mich dieser Forderung anschliessen. Die Velo-Infrastruktur darf nicht an der Stadtgrenze enden, sondern muss in die Agglomeration weitergeführt werden. Gerade mit den schnellen E-Bikes kann man auch über weitere Strecken pendeln, von Münsingen oder Zollikofen nach Bern zum Beispiel.
Das Gespräch führte Peter Brandenberger.