Der «Blüemlifahrer» setzt sich an einem schönen Sonntagnachmittag aufs Velo und gondelt gemütlich durch die Gegend. Der Weg ist das Ziel, ihm ist es egal, wenn der Radweg kreuz und quer durch die Gegend führt, wenn es Steigungen hat und wenn er ab und zu anhalten muss, weil er einen Rechtsvortritt beachten muss oder an einem Rotlich steht.
Anders die Denkweise des Pendlers, der mit dem Velo zur Arbeit fährt: Er will möglichst schnell von A nach B gelangen. Dazu braucht er eine breite Fahrbahn, auf der er auch andere Velofahrer überholen kann. Und er will nicht bei jeder Einmündung von rechts abbremsen, weil er den Rechtsvortritt beachten muss.
Der Velopendler träumt von einer Velobahn. Diese ist vier Meter breit und im Idealfall separiert vom normalen Strassennetz. Sie kann auf Quartierstrassen verlaufen, wo aber der Rechtsvortritt aufgehoben ist. Und selbstverständlich wird diese Velobahn im Winter genau so schnell vom Schnee geräumt wie die Strassen für die Autos.
Stau auf der Velobahn in Amsterdam
Velobahnen gibt es zum Beispiel in Amsterdam. «Dort muss man als Fussgänger aufpassen, dass man nicht auf diese Bahn kommt», sagt Hubert Kirrmann, Präsident von Pro Velo Region Aargau. «Dort sind so viele Pendler unterwegs, dass es auf den Velobahnen manchmal schon Stau gibt.»
Kirrmann träumt davon, das Konzept der Velobahn in die Region Baden zu bringen. Ihm schwebt eine Schnellverbindung vor zwischen Zürich und Baden. Auf dem Abschnitt Zürich-Killwangen gibt es recht konkrete Pläne für eine Velobahn. Im Zusammenhang mit dem Bau der Limmattalbahn überlegten sich die Planer, wie Auto-, Bahn- und Veloverkehr zu entflechten wären.
Auf den Velobahnen in Amsterdam hat es so viel Verkehr, dass es manchmal Stau gibt.
Aber die konkrete Planung endet in Killwangen, weil die Limmattalbahn dort aufhört. Eine Weiterführung bis nach Baden ist zwar im Gespräch, dürfte aber noch Jahrzehnte auf sich warten lassen.
Pro Velo Region Baden dauert das zu lang. Deshalb hat die Interessenvertretung der Velofahrerinnen und Velofahrer die Idee der Velobahn neu lanciert. Kirrmann: «Wir wollen sie ins Velokonzept der Stadt Baden schreiben, das nächstens neu erstellt wird.» Weil aber bei der Verkehrsplanung immer der Kanton ein gewichtiges Wort mitzureden hat, ist Pro Velo auch dort vorstellig geworden.
Mitte Januar tauschen sich Pro Velo Region Baden und die Fachstelle Rad- und Fussverkehr des Aargaus über die Idee eine Velobahn von Zürich nach Baden aus. Hubert Kirrmann ist bewusst, dass es noch sehr viele Hürden zu überwinden gibt.
Geld sparen mit der Velobahn
Verkehrsplanung
Das Limmattal ist sehr dicht bebaut. Und es gibt mit der SBB-Stammstrecke, der Autobahn, den Hauptstrasse und der neuen Limmattalbahn schon unzählige Verkehrsstränge. Hier noch Platz zu finden, ist schwierig. Eine Linie entlang der Limmat hat Kirrmann schon skizziert. «Aber diese Zone wird schon von Fussgängern, Hündelern und Spaziergängern gebraucht.»
Ist die Velobahn von Zürich nach Baden eine Idee, ein Plan, eine Utopie? Till Schmid ist Verkehrsplaner aus Baden. Er hat eine Arbeit geschrieben zum Thema Velobahn im Limmattalbahn.
Er ist überzeugt: Velobahnen sind die Zukunft des Verkehrs. «Es ist günstiger, als die Bahn oder die Strasse auszubauen. Es kommt nicht von heute auf morgen. Aber man ist auf einem guten Weg, dass das dereinst realisiert werden kann.»