- Im Baselbiet wird über einen Tramanschluss zum Entwicklungsgebiet Salina Raurica bei Pratteln abgestimmt.
- Gegen die Verlängerung der Tramlinie 14 Richtung Augst gibt es vor allem in Pratteln Widerstand.
- Für die Verlängerung sprechen sich alle Parteien sowie Regierung und Parlament aus.
Denise Stöckli steht an der heutigen Endstation der Tramlinie 14 in Pratteln. Von hier aus sollen die Geleise dereinst weitergeführt werden zum Einkaufsgebiet «Grüssen» und ins Entwicklungsgebiet Salina Raurica bei Augst. Die ehemalige Gemeinderätin von Pratteln hat zusammen mit anderen Mitstreitern vor allem aus Pratteln das Referendum gegen die Tramverlängerung ergriffen.
Das Gebiet ist heute schon genügend mit ÖV erschlossen.
«Das Gebiet Grüssen ist heute schon genügend mit ÖV erschlossen. Wir brauchen nicht noch eine Tramlinie, die Häuser verdrängt und 200 Millionen Franken kostet», sagt Stöckli. Landrat Marco Agostini (Grüne), der sich ebenfalls gegen die Planung der Tramlinie wehrt, ergänzt: «Hier eine neue Tramlinie zu bauen, ist völlig sinnlos. Das Geld könnte man besser in andere ÖV-Projekte investieren.»
Bei der Abstimmung am 13. Juni geht es jedoch um weit mehr als nur um die Planung einer neuen Tramlinie. Diese soll nämlich dereinst das Entwicklungsgebiet Salina Raurica erschliessen, eines der letzten grossen Landreserven im Baselbiet, die noch bebaut werden können. Kanton und Gemeinde haben hier Grosses vor: Sie planen ein neues Quartier mit Wohnraum für rund 2'500 Einwohnerinnen und Einwohner sowie 2'500 Arbeitsplätzen.
Genau dies wollen die Gegner der Tramlinie 14 jedoch verhindern. Ihre Absicht: Falls die Tramlinie nicht gebaut wird, springen die Investoren ab und Salina Raurica bliebt grün.
Salina Raurica kommt und braucht einen anständigen ÖV-Anschluss.
«Das ist völlig illusorisch. Salina Raurica kommt und braucht einen anständigen ÖV-Anschluss», sagt der Befürworter der Tramlinie, Stephan Ackermann, der für die Grünen im Kantonsparlament und im Einwohnerrat von Pratteln sitzt.
Auch er als Grüner habe keine Freude an den Wachstumsplänen der Gemeinde in Salina Raurica. Diese aber mit einem Nicht-Bau der Tramlinie verhindern zu wollen, sei der falsche Weg. In seinen Augen kommt dieser Widerstand viel zu spät. Man dürfe bei Salina Raurica nicht die gleichen Fehler machen wie im Entwicklungsgebiet Bachgraben in Allschwil. Hier habe der Kanton die ÖV-Planung zu lange vernachlässigt.
Dass Pratteln bereits heute gut an das ÖV-Netz angeschlossen ist, bestreitet Ackermann nicht grundsätzlich. Erschlossen sei das Gebiet aber vor allem durch Buslinien. «Diese bleiben regelmässig im Stau stecken. Ein Tram ist viel leistungsfähiger. Deshalb macht die Verlängerung der Tramlinie 14 Sinn.»
Grosser Rückhalt bei Parteien – aber …
Alle Parteien und Verbände, die Regierung sowie eine deutliche Mehrheit des Parlaments stehen hinter der Tramverlängerung. Dennoch ist nicht ganz auszuschliessen, dass die Gegner einen Achtungserfolg verbuchen oder die Abstimmung gar für sich entscheiden können. Bei der letzten Abstimmung über ein lokales Tramprojekt haben nämlich die Tramgegner gewonnen: Der sogenannte Margarethenstich in Binningen, der dem Leimental einen direkten Anschluss an den Bahnhof SBB in Basel hätte bringen sollen, wurde versenkt.
Auch hier wehrte sich ein lokales Komitee gegen den Tramausbau und konnte die Baselbieter Stimmberechtigen überzeugen. Die Befürworter der Tramverlängerung in Pratteln dürften aus dieser Abstimmungsniederlage jedoch Lehren gezogen haben. Sie präsentieren ein breit abgestütztes Komitee mit Exponenten aus allen Parteien und verschiedenen Gemeinden – insbesondere auch aus Pratteln.