Die Tourismusregion Interlaken erlebte gute Jahre. Das Jungfraujoch war Anziehungspunkt für Millionen von Touristen aus aller Welt. In den letzten Jahren kamen deshalb immer mehr Wohnungen auf den Markt, die als Ferienwohnungen via Internetplattformen wie Airbnb oder Booking an Feriengäste vermietet wurden.
Gähnende Leere, viele Stornierungen, keine Buchungen
Einige Vermieterinnen und Vermieter haben sich damit ein Geschäft aufgebaut, Liegenschaften gekauft und Wohnungen zur Verfügung gestellt. Zum Beispiel Angela Mattmann. Bis vor Kurzem brummte ihr Geschäft, jetzt fehlen die Touristinnen und Touristen: «Ich kann zusehen, wie Buchungen storniert werden.» Neue Buchungen erhalte sie nicht mehr. Die allermeisten ihrer 13 Wohnungen, welche in fünf Gebäuden untergebracht sind, stehen leer. Gähnende Leere auch in ihrem Hostel.
Rund 40'000 Objekte sind in der ganzen Schweiz alleine auf der Buchungsplattform Airbnb zu finden. Auch die dürften derzeit grösstenteils leer stehen. Und das werde wohl noch eine Weile so bleiben, sagt Tourismusforscher Roland Schegg von der Fachhochschule Westschweiz-Wallis: «Im Ausland sehen wir, dass diese Wohnungen vermehrt Einheimischen angeboten werden, also zurückkommen in den normalen Wohnungsmarkt.» Das ist insofern interessant, da sich viele – auch in Interlaken – immer wieder daran störten, dass Wohnungen zu Ferienwohnungen umfunktioniert wurden.
Wohl kaum für normale Mieter
Dass solche Ferienwohnungen nun wieder von normalen Mietern bezogen werden, sei aber unwahrscheinlich, sagt Sabina Meier vom Mieterverband des Kantons Bern: «Diese Wohnungen sind oft im Luxussegment platziert und möbliert. Es wird kaum funktionieren, solche Wohnungen auf dem normalen Wohnungsmarkt anzubieten.»
Die Vermieter werden die Krise wohl aussitzen.
Zudem generieren solche Ferienwohnungen laut Sabina Meier normalerweise einen viel höheren Umsatz als Wohnungen für Einheimische. Die Eigentümer würden also versuchen, die Krise auszusitzen, um dann wieder von den Mehreinnahmen zu profitieren.
In Interlaken ändert Angela Mattmann ihr Geschäftsmodell nicht. Ihre Wohnungen will sie nicht auf dem normalen Wohnungsmarkt anbieten – die Nachfrage sei nicht da, sagt sie. Sie wartet deshalb weiter auf Feriengäste.