Rund ein Drittel der 6'000 Wildtiere, die im Kanton Bern jedes Jahr durch Kollisionen mit Autos oder Eisenbahnzügen verunfallen, sind nicht gleich vor Ort auffindbar. Es gelingt ihnen trotz ihren Verletzungen, zu fliehen und sich irgendwo zu verstecken.
Es ist dann dann die Aufgabe der Wildhüter, mit Hilfe ihrer Diensthunde diese Tiere zu suchen. Rund 2'000 Mal im Jahr rücken sie nach Unfällen zu sogenannten Nachsuchen aus. Heisst im Klartext: sechs bis acht Mal täglich rückt irgendwo im Kanton Bern ein Wildhüter aus. «Wir sind dafür da, zum Wild zu schauen. Und da gehört es auch dazu, sie so schnell wie möglich von ihren Leiden zu erlösen, wenn sie verletzt sind», sagt der erfahrene Emmentaler Wildhüter und Diensthundeführer Peter Siegenthaler. Dass die Wildhüter mit ihrem Personalbestand von 28 Mann für den ganzen Kanton zuweilen an ihre Grenzen kommen, ist ein offenes Geheimnis.
Wenn es möglich ist, erlegt der Wildhüter das verletzte Tier mit einem Gnadenschuss - aus einer Distanz, die dem Tier nicht noch mehr Stress bereitet. Wenn ein Wildtier aber noch in der Lage ist, zu fliehen oder das Gelände unzugänglich ist, erlegt es der Hund mit einem schnellen Biss.
Oft stundenlang unterwegs im Gelände
Tönt einfach. Ist es aber nicht. Es ist zuweilen ein einsamer Job, mit dem Hund stundenlang durch unwegsames Gelände zu streifen. «Wir machen es einfach», brummt Wildhüter Rolf Zumbrunnen aus dem Saanenland und wundert sich ein bisschen über die Frage.
Ohne unsere Hunde hätten wir keine Chance auf Erfolg.
Seine Diensthündin Taiga gehört zu den 32 Tieren, die mit den 28 bernischen Wildhütern im Einsatz sind. Gut ausgebildete Hunde sind der entscheidende Faktor. «Ohne unsere Hunde hätten wir keine Chance auf Erfolg», bestätigt Peter Siegenthaler.
Mehrjährige Ausbildung
Bis die Vierbeiner zu Spezialisten für die Aufgaben der Wildhut ausgebildet sind, dauert es mindestens zwei Jahre. Die Ausbildung beginnt spielerisch im Welpenalter, Mensch und Tier bauen ein absolutes Vertrauensverhältnis auf. «Der Hund ist ein Familienmitglied. Wir sind immer beisammen», sagt Wildhüter Rolf Zumbrunnen aus dem Saanenland.
Diensthunde müssen beeindruckende Fähigkeiten entwickeln. Mit ihrer trainierten Nase müssen sie eine Blutspur erschnüffeln, eine verletzte Krähe im Feld finden oder eine kranke Ente im Wasser holen und dann richtig reagieren. Das Tier wird dann zurückgetragen oder der Meister zur Fundstelle gelotst, je nachdem, ob ein Apport-Hund oder ein Nachsuch-Hund im Einsatz ist.
Nach bestandener Prüfung leisten die Diensthunde acht bis zehn Jahre aktiven Dienst bei der Wildhut. Mehrmals im Jahr treffen sich die Hundeführer der bernischen Wildhut zu Ausbildungstagen. Auch Diensthunde werden nämlich erst zu Profis, wenn sie Erfahrung sammeln können und wenn sie immer wieder üben.