Es war ein lang gehegter Traum von Künstler Harald Nägeli: Er wollte seine Strichmänner und -frauen, seine Skelette auch im Zürcher Grossmünster tanzen lassen. Im letzten Dezember erfüllte die Zürcher Baudirektion seinen Wunsch und erlaubte ihm, das Projekt unter gewissen Bedingungen umzusetzen.
«Zensur, Vorschriften - der Staat demonstriert seine Macht»
Nun allerdings die Wende: Harald Nägeli weiss noch nicht, ob er seinen Totentanz im Zürcher Grossmünster vollendet oder nicht. Nach einer Aussprache am Dienstag mit Baudirektor Markus Kägi zeigt sich der Künstler verärgert, spricht von Zensur, von Vorschriften, die ihm auferlegt wurden und mit denen der Staat seine Macht demonstriere. Einer Fortführung des Projekts könne nur noch der Nachfolger von Markus Kägi, der Ende März gewählt wird, zustimmen. «Es ist allerdings fraglich, ob ich dann noch lebe!», teilt Nägeli in einem Schreiben mit.
Zur Aussprache war es gekommen, weil sich der 78-jährige Nägeli nicht an die Bedingungen der Baudirektion gehalten hatte. Der Kanton verlangte, dass der Künstler seine Skelette nur auf vorher vereinbarten Flächen tanzen lässt und sie nach vier Jahren wieder verschwinden. Nägeli aber hielt sich nicht an die Regeln und sprayte über die Markierungen hinaus.