Die Villa Cassel oberhalb Riederalp im Walliser Aletschgebiet wurde vor über 100 Jahren gebaut. Der wohlhabende Engländer Sir Ernest Cassel baute 1902 ein vierstöckiges Gebäude mit 25 Zimmern im viktorianischen Baustil. Das Haus mit dem ein Kupferdach und den Türmen erinnert an ein englisches Märchenschloss. Nur, dass es im Wallis steht und nicht in England.
Nach Cassels Tod 1921 wurde das Haus an einen Hotelier verkauft, der es bis in die Sechzigerjahre als Hotel betrieben hat. Darauf folgte der Leerstand – und der Zerfall.
Neuer Glanz zum Ersten
Später erhielt das Haus ein zweites Leben: Pro Natura kaufte es und machte daraus ein Naturschutzzentrum, das 1976 feierlich eröffnet wurde. Gleichzeitig entstand ein Hotel und ein Restaurant.
Seither kamen pro Jahr durchschnittlich 5000 Besucherinnen und Besucher. Sie informierten sich im Haus auf über 2100 Meter über Meer über die Aletschregion. Doch mittlerweile ist das Naturschutzzentrum bereits wieder in die Jahre gekommen. Es musste 2019 einer Totalsanierung unterzogen werden.
Neues Leben zum Zweiten
Das Zentrum soll naturfreundlicher werden, das war eines der Ziele der Sanierung. Bisher wurde es mit Erdöl geheizt. Neu gibt es eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage im Dorf Ried-Mörel.
Auch inhaltlich wird Neues ausprobiert: Es gibt einen Informations- und Vermittlungsraum zu den Themen Gletscherschwund, Klimawandel und Energiewende.
Viel Aufwand brauchte es laut Pro Natura für die Neukonzipierung der Essräume. Die verwinkelten und zum Teil im Erdreich befindlichen bisherigen Räume im Untergeschoss eigneten sich nur bedingt als Speisesaal. Neu können sich die Besucherinnen und Besucher im Erdgeschoss verpflegen.
Noch ist alles leer. Laudo Albrecht, der das Zentrum seit über 30 Jahren leitet, kann es kaum erwarten, bis das Haus wieder gefüllt wird. Ein ganzes Jahr war er fast allein in der Villa Cassel: «Wir haben so lange auf diesen Moment hingearbeitet.» Am Wochenende ist es so weit, dann wird das Zentrum wiedereröffnet und wieder belebt.