Seit drei Wochen gilt in der Schweiz Fernunterricht. Lehrerinnen und Lehrer mussten Lösungen finden, wie sie aus der Distanz unterrichten können. Eine Lösung ist Hazu, eine digitale Plattform, entwickelt von einem Walliser Unternehmen.
Über Hazu können Nachrichten verschickt werden, man kann chatten, Videos zeigen – alles auf einer, statt auf mehreren Plattformen. Das Start-Up gegründet hat Software-Entwickler Andy Abgottspon.
SRF News: Haben Sie nun wegen der Coronakrise alle Hände voll zu tun?
Andy Abgottspon: Ja, im Moment haben sehr viele Leute Interesse an unserer Lösung. Wir haben praktisch aus jedem Kanton in der Deutschschweiz Anfragen erhalten und auch in der Westschweiz beginnt es langsam anzuziehen.
Man kann Videos, Texte oder Skype wie mit Lego-Bausteinen miteinander kombinieren.
Was ist das Spezielle an Ihrer Online-Plattform?
Der grosse Unterschied zu herkömmlichen Plattformen ist, dass man bei Hazu mit grafischen Punkten verschiendene Elemente miteinander verbinden kann. Es funktioniert ähnlich wie mit Lego-Bausteinen. So kann man zum Beispiel Videos, Texte oder interaktive Inhalte auf der gleichen Seite beliebig miteinander kombinieren. Daher eignet sich die Plattform gut für Homeschooling.
Wie viele Klassen nutzen die Plattform?
Es sind nun gut 350 Schulklassen, die Interesse gezeigt haben, einige haben bereits gestartet. Meistens, wenn eine oder zwei Klassen damit anfangen, geht das über Mund-zu-Mund-Progaganda weiter. Es ist schön zu sehen, dass nun Lehrpersonen vermehrt zusammenarbeiten.
Vor vier Jahren haben Sie das Start-up gegründet. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Wir haben für grosse Firmen in Amerika Live-Events gemacht. Diese haben Videoübertragungen gemacht und nach einer Lösung gesucht, wie sie Fragen und Antworten per Video sammeln können, damit mehr Interaktionen möglich sind. Wir haben dies dann immer weiterentwickelt – nicht nur für Live-Streams. Nun sind wir in der Bildung tätig, bei KMUs oder NGOs.
Es ist langfristig eine gute Gelegenheit, den Leuten zu zeigen, was wir anbieten
Wegen der Coronakrise haben Sie einen grossen Zulauf. Kann man sagen, Ihr Unternehmen mit 10 Mitarbeitenden profitiert davon?
Ich denke finanziell profitieren wir nicht davon, weil wir das Angebot bis im Sommer für alle gratis anbieten. Wir wollen diesen Leuten nämlich möglichst schnell eine Lösung bieten. Wenn sie danach bei uns bleiben, wäre das dann toll. Es ist vor allem langfristig eine gute Gelegenheit, den Leuten zu zeigen, was wir anbieten. Es ist also eine Chance für uns.
Wir sehen eine grosse Solidarität unter den Lehrpersonen.
Verändert die Coronakrise die digitale Welt?
Ich denke schon. Viele Leute werden nun in diese digitale Ära katapultiert. Auch Leute, die bisher sehr skeptisch waren gegenüber Online-Tools oder Videokonferenzen, haben in sehr kurzer Zeit den Anschluss gefunden. Andere fallen jedoch eher zurück auf alte Muster. Wir beobachten Leute, die vermehrt wieder Kopien verschicken. Ihnen versuchen wir aufzuzeigen, dass sie viel schneller kommunizieren können. Wir sehen aber auch eine grosse Solidarität unter den Lehrpersonen, die sich gegenseitig austauschen.
Denken Sie, die Welt wird digital mehr vernetzt sein nach der Krise?
Ich denke, der Mensch wird einen guten Mittelweg finden, bei dem er merkt, welche gute Sachen die analogen Welt hat, wie sich gegenseitig zu treffen und welche die digitale Welt hat. Der Online-Unterricht wird aber trotzdem dazu führen, dass unsere Online-Interaktionen persönlicher werden.
Das Gespräch führte Silvia Graber.