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Volksmusik «Am Anfang war es eine ganz schwierige Zeit»

Arno Jehli und seine Kapelle Oberalp feiern heuer 50 Jahre Bühnenjubiläum. Jehli und seine Formation gelten als eine der experimentier- aber auch reisefreudigsten Volksmusikgruppen der Schweiz. Für seine Verdienste wird Jehli im Oktober mit dem Goldenen Violinschlüssel ausgezeichnet.

SRF News: 50 Jahre Kapelle Oberalp, hätten sie in den Anfängen 1968 gedacht, dass die Formation so lange besteht?

Arno Jehli: Ich habe es immer gehofft, ich war immer der Meinung, wenn wir das Ganze gut aufbauen und eine gute Kollegialität hinbekommen, dann ist das möglich. Aber, dass es 50 Jahre werden, konnte ich damals nicht wissen.

In einer Ehe würde man nun von der Goldenen Hochzeit sprechen. Kann man sagen, dass sie mit der Kapelle Oberalp verheiratet sind?

Das ist auf jeden Fall so. Wir sind so viel gemeinsam unterwegs, wir verbringen dermassen viele Stunden miteinander. Das macht man nicht einfach so nebenbei, man muss einander gut vertragen und das ist zum Glück der Fall.

Man muss einander gut vertragen

Ihre Musik geht über die klassische Volksmusik hinaus. Sie mischen Stile wie Pop, Klassik, Schlager oder Folk mit Ländlermusik. Sie gelten als experimentierfreudig. Warum dieser Stilmix?

Das hat sicher mit unserer Reisefreudigkeit zu tun. Weil wir sehr gerne in andere Länder gereist sind, hat sich das so ergeben. Ich erinnere mich, als wir in Kanada waren, da kamen wir mit einer Steel-Band in Kontakt. Ich sagte zu meinem Produzenten, da müsste man doch etwas mixen. So ist unser erstes Experiment entstanden.

Das heisst sie gehen mit offenen Ohren und Augen durch die Welt?

So gehe ich durch die Welt. Heute ist das natürlich einfach. Damals war das wirklich ganz eine schwierige Zeit am Anfang. Alle Ländlergrössen haben einen grossen Bogen um mich gemacht. Mich störte das nicht, ich dachte ich mache das, pflege aber weiter meine traditionelle Volksmusik.

Alle Ländlergrössen haben einen grossen Bogen um mich gemacht

In all den Jahren sind sie und ihre Formation in zahlreichen Ländern rund um die Welt aufgetreten. Welche Erlebnisse sind ihnen in Erinnerung geblieben?

Ganz speziell war der Auftritt in Kenia. Der damalige Präsident Moi veranstaltete ein grosses Fest. Wir waren die einzigen Weissen. Wir spielten auf einem roten Teppich, über uns zog die Fliegerstaffel hinweg, und der Präsident sass auf seinem Thron als wir den «Wentalaschieber» spielten. Geblieben ist mir auch der Auftritt beim Capitol in Washington. Am Schluss haben uns alle Gouverneure die Hand geschüttelt, darunter war auch Ronald Reagan, der kurze Zeit später Präsident der Vereinigten Staaten wurde.

Arno Jehli, im Herbst werden sie mit dem Goldenen Violinschlüssel für ihr Lebenswerk geehrt. Sie sind 68 Jahre alt, was möchten sie noch erreichen?

Vielen Leuten eine Freude machen mit meiner Musik, das war und ist weiterhin mein Ziel. Natürlich freut mich die Auszeichnung sehr, ich hätte nie geträumt, dass ich die je bekommen würden. Vor allem in der Anfangsphase unserer Experimente, war ich wohl noch weit hinten auf der Liste für diesen Violinschlüssel.

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