Roger Liebi politisierte 15 Jahre lang im Zürcher Gemeinderat, in dieser Zeit präsidierte er sieben Jahre lang die Stadtpartei und kandidierte zweimal (erfolglos) für den Stadtrat. 2015 wurde er in den Kantonsrat gewählt und gab sein Amt als Gemeinderat ab. Nun wurde der langjährige Bankfachmann per 1. Juli in den Bankrat gewählt und tritt von der politischen Bühne ab. Den gebürtigen Berner hört man im Gespräch kaum mehr heraus. Noch heute findet er allerdings, «auf Berndeutsch könne man viel besser fluchen».
SRF: Wie schwer fällt Ihnen der Abschied aus der Politik?
Roger Liebi: Ich habe ein weinendes Auge – aber weil ich die neue Aufgabe vor mir sehe, fällt es mir nicht so schwer. Ich freue mich unglaublich auf die neue Aufgabe bei der ZKB. Es ist kein politisches Mandat, aber es hat einen volkswirtschaftlichen und einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund und das liegt mir sehr.
In der Sache seien Sie stets gut vorbereitet gewesen, heisst es aus ihrem politischen Umfeld. Den Ton hätten Sie aber nicht immer getroffen, sei manchmal unanständig gewesen, vor allem was die Debatten im Zürcher Gemeinderat betrifft. Was sagen Sie dazu?
Mein Vorbild in der parlamentarischen Diskussion war der Deutsche Bundestag, der ein wenig konfrontativer verläuft. Heute kann ich gerne zugeben, dass ich manchmal extra dazwischengeredet habe, um einen Redner der Opposition in seiner Konzentration zu stören. Das macht man in Deutschland ständig. Böse meinte ich es nie.
Sie politisierten 15 Jahre lang im Zürcher Gemeinderat, waren stets in der Minderheit. Hat Sie das auch etwas frustriert?
Während der ersten zwölf Jahre nicht. Auch die Niederlagen bei der Stadtratskandidatur haben mich nie gestört, das kann man mir jetzt glauben oder nicht. Die letzten zwei, drei Jahre, da hatte ich schon etwas zu beissen. Keine Seite war zu Konzessionen bereit, das hat mir zunehmend nicht mehr gefallen. In den Kommissionen war es anders. Das werden ihnen alle bestätigen.
Das Gespräch führte Nicole Freudiger. Sie finden es in voller Länge im Audiofile.