An der Augustinergasse 16 am Rand der St. Galler Altstadt steht das Geburtshaus von Walter Mittelholzer (1894 - 1937). Hier wuchs er zusammen mit vier Schwestern als Bäckerssohn auf. Mittelholzer wollte allerdings nicht Bäcker werden, wie das sein Vater gerne gesehen hätte, sondern interessierte sich stark für die Fotografie.
An der Hauswand seines Geburtshauses hängt eine Tafel, die an Walter Mittelholzer erinnert. Die Erinnerungstafel ist jedoch durch einen Tisch halbseitig verdeckt. Symbolisch oder nicht? Denn nicht alles, was Walter Mittelholzer anpackte, wurde zu Gold. Seine Fotografien vom kolonialistisch geprägten Afrika von damals muten heute etwas deplatziert an.
«Ausserdem war Mittelholzer ein nicht sonderlich begabter Pilot», sagt der Ostschweizer Historiker, Autor und Journalist Wolfgang Steiger, der im Jahr 2015 in St. Gallen eine Ausstellung über den berühmten St. Galler mitorganisiert hat.
Vor 100 Jahren, im Jahr 1919, gründete Mittelholzer zusammen mit einem Kollegen, den er bei der damals neuen Aufklärungstruppe der Schweizer Luftwaffe kennengelernt hatte, die Firma «Mittelholzer und Co., Luftbildverlagsanstalt und Passagierflüge». Aus der Firma wurde später die Swissair. Nicht zuletzt deshalb gilt Mittelholzer als Flugpionier. Zu seinen Ehren wurde in St. Gallen-Winkeln eine Strasse nach ihm benannt.
«Walter Mittelholzer ist aber weniger als Pilot oder Luftfahrt-Unternehmer bekannt geworden, sondern durch seine internationalen Flugexpeditionen und sein Talent als Fotograf», sagt Wolfgang Steiger. Die Verbindung der Fotografie und der Fliegerei wurde für Mittelholzer der Schlüssel zum Erfolg. Seine Bücher wie der «Alpenflug», der «Persienflug» oder der «Afrikaflug» wurden zu Bestsellern.
Mittelholzer war nicht nur Pilot, Luftfahrt-Unternehmer, Fotograf und Reiseschriftsteller, er war auch Filmemacher, Medienprofi, ein guter Selbstvermarkter und eine Art Nationalheld. Während des Zweiten Weltkriegs 1942 wurde zu seinen Ehren und für seine Verdienste für die Schweizer Zivilluftfahrt beim Flughafen Dübendorf ein Denkmal eingeweiht. Auf einer Klettertour im Mai 1937 in der Steiermark verunglückte der leidenschaftliche Bergsteiger tödlich.