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Portrait Ida Basic
Legende: Ida Basic kam kurz nach Ausbruch des Bosnienkrieges vor 25 Jahren in die Schweiz. zvg

Vor 25 Jahren Wie eine junge Bosnierin in Basel ein neues Leben fand

Von einem Tag auf den anderen hat sich das Leben von Ida Basic verändert. Kurz nach Ausbruch des Bosnienkrieges vor 25 Jahren, ist sie mit ihrer Mutter, Tante und Cousin in die Schweiz geflüchtet. Den Bus, der die Familie ausser Landes gebracht hat, durfte der Vater nicht besteigen. Denn Männer mussten im Land bleiben und im Krieg kämpfen. «Das war das Schlimmste an der Flucht, ihn und all' meine Erinnerungen an die Kindheit zurücklassen zu müssen», sagt Basic heute.

Als Fremde unter Fremden

Zum Glück gelang später auch dem Vater die Flucht aus Bosnien. Nach einigen Monaten war die Familie wiedervereint in Basel. Kurz darauf ging auch Ida Basic wieder zur Schule, allerdings in eine Fremdsprachenklasse. All' die fremden Kulturen überforderten Basic. «Ich wollte da so schnell wie möglich raus und in die Schule mit den normalen Kindern gehen». Dieser Gedanke trieb sie an und bereits nach einem Jahr konnte sie in die reguläre Sekundarschule besuchen.

Schnell fand sie Anschluss zu Schweizer Kindern, sowohl in der Schule als auch im Volleyballverein. Beides gaben Basic Halt und vermittelten ihr ein Gefühl der Normalität. Anzeichen, dass sie die traumatische Flucht noch nicht verarbeitet hat, waren einzig, dass sie keine Freundschaften zu Jugendlichen aus Ex-Jugoslawien aufbauen wollte und mit keiner ihrer Freundinnen und Freunden über ihre Vergangenheit reden wollte.

Verkehrsunfall verändert ihr Leben

Das änderte sich im 2003. In der Zwischenzeit hat Basic die Matura bestanden und studierte an der ETH Zürich Architektur. Das Unglück geschah in den Semesterferien. Sie war mit ihrer Vespa in Basel unterwegs, als ein Auto frontal in sie rein gefahren ist. Basic wurde über das Auto geschleudert. Dabei wurde ihre Hüfte zertrümmert. Ihre Verletzungen waren so schwerwiegend, dass sie während fünf Jahren nicht weiter studieren konnte. Mehrere Stunden Physiotherapie füllten in dieser Zeit ihre Tage.

Nach dem Unfall betreuten sie Psychologinnen, um ihr zu helfen das Unfalltrauma zu verarbeiten und zu akzeptieren, dass sie nie wieder Volleyball spielen darf und ihre Ausbildung nicht weiterführen kann. In den Gesprächen fragten sie die Psychologinnen auch nach ihrer Vergangenheit und merkten rasch, dass Basic ihre Flucht noch nicht aufgearbeitet hatte. Sie gaben ihr den Auftrag, ihren engsten Freundinnen davon zu erzählen.

Emotionale Reise nach Bosnien

Und das tat Ida Basic auf. Sobald es ihr besser ging, fuhr sie mit ihren zwei besten Freundinnen nach Bosnien und zeigte ihnen ihre alte, zum Teil noch kriegsversehrte Heimat. «Das war der richtige Moment, um ihnen von der Flucht zu erzählen», sagt Basic. Da erst habe sie gemerkt, wie stark sie die Erinnerungen all' die Jahre belastet haben, obwohl sie diese so erfolgreich verdrängt hat. «Diese Reise war ein Meilenstein - auch in unserer Freundschaft».

Ida Basic hat mittlerweile ihr Studium beendet, hat geheiratet und ist im letzten Sommer Mutter geworden. Sie ist Schweizerin und fährt einmal im Jahr in die alte Heimat. Ein Leben in Bosnien kann sie sich heute nicht mehr vorstellen: «Ich bin in der Schweiz zur Schule, habe meine Freunde hier und arbeite, hier ist jetzt mein Zuhause».

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