SRF News: Ist es bei Ihnen so, dass man nichts Negatives findet?
Karin Keller-Sutter: Ich spüre einen grossen Rückhalt über die Parteien hinaus und meinem Umfeld. Das ist für mich ein Grund gewesen, warum ich mich überhaupt noch einmal zur Verfügung gestellt habe. Weil ich das Gefühl hatte, dass ich getragen werde und auch dass ich das Gefühl hatte, dass ich in den letzten Jahren in den Kommissionen des Ständerates etwas beitragen konnte.
Jetzt haben sie abgelenkt. Findet man bei ihnen wirklich nichts Negatives?
Ja, es gibt sicher Menschen, die mich nicht mögen. Aber das geht allen so, ob sie für den Bundesrat kandidieren oder nicht. Das ist eben so. Damit muss man irgendwie umgehen. Wenn man mit Kritik nicht umgehen kann, dann eignet man sich auch nicht für so ein Amt.
Wie verorten sie sich innerhalb der FDP?
Gefühlsmässig würde ich mich innerhalb der Bundeshausfraktion etwa in der Mitte einordnen. Ich gehöre sicher nicht zum linken Flügel, bin aber auch nicht beim ganz konservativen Flügel. Ich bin klar liberal, auch wirtschaftsliberal.
Man nannte sie lange die «Eiserne Lady», also die ganz rechte FDP-Frau. War das völlig falsch?
Das sind so Labels und Etiquetten. Ich war relatv jung als ich in die St. Galler Regierung kam – 36 – und ich war Polizeidirektorin. Es war damals eine Zeit – ich kann mich gut erinnern anfangs der 2000er-Jahre - als die Gewaltkriminalität anstieg und es Probleme gab mit illegaler Migration im Asylbereich. Und ich habe meine Arbeit gemacht. Ich hatte immer das Gefühl, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.
Wie wichtig ist es, dass jemand aus der Ostschweiz in den Bundesrat kommt?
Ich finde das wichtig. Ich weiss aber auch, dass das für eine Bundesversammlung nicht das einzige Kriterium ist. Und es ist auch für mich nicht das einzige Kriterium. Ich glaube einfach anzutreten und zu sagen, ich bin Ostschweizerin oder ich bin eine Frau, das würde nicht reichen. Was eine Rolle spielt – das habe ich immer wieder gesehen, als Bundesrat Merz noch im Amt war – ist der Zugang zu jemandem im Bundesrat. Das darf man nicht unterschätzen. Also Beispielsweise der Zugang der Region gegenüber dem Bundesrat. Ich glaube, das darf man nicht unterschätzen.
Wie wichtig ist es, dass eine Frau kandidiert?
Also ich denke aus Sicht der FDP ist es wichtig - wenn man zwei Sitze im Bundesrat hat und seit vielen Jahren keine Frau im Bundesrat hatte -, dass es gelingen darf, eine Frau in den Bundesrat zu bringen. Aber ich will mich selbst nicht darauf reduzieren lassen. Ich kandidiere nicht einfach nur, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich das Gefühl habe, dass ich etwas beitragen kann in der Landesregierung.