Es ist eine häufig überraschende Lektüre: Immer am Freitag verschickt die Aargauer Verwaltung die Antworten der Regierung auf Fragen aus dem Parlament. Immer wieder erfahre ich da Dinge, die ich mich gar nie gefragt habe.
Polizistinnen-Babys
Bei der Aargauer Kantonspolizei arbeiteteten per 31.12.2016 genau 152 Frauen. Davon sind 95 uniformierte Polizistinnen und 57 zivile Angestellte, von denen wiederum 23 in «Kantine/Reinigung» arbeiten... und so weiter.
Warum wir das wissen? Weil eine Grossrätin – sehr salopp zusammengefasst – anfragte, ob die Polizei genug tue um den Beruf für Frauen attraktiv zu machen. Antwort der Regierung – ebenfalls sehr grob zusammengefasst – darauf: Ja, tut sie. Kein Handlungsbedarf.
Die Antwort umfasst inklusive Zahlen und Tabellen immerhin vier Seiten und die Abklärungen der Verwaltung kosteten gemäss Selbstdeklaration gut 2000 Franken.
Beton im Bözberg
Ich habe am Freitag auch erfahren, dass im neuen Bözberg-Tunnel ausländische Beton-Elemente verbaut werden, welche von ausländischen Lastwagen-Chauffeuren angeliefert werden. Frage aus dem Parlamänt: Hätte man nicht auch Aargauer Beton nehmen können und Aargauer Chauffeure?
Theoretisch ja. Denn 232 Stellensuchende im Kanton Aargau verfügen über einen Führerausweis Kategorie C oder höher. Allerdings können 167 davon aktuell keine Lastwagen fahren (aus verschiedenen Gründen, z.B. gesundheitliche Probleme, fehlende aktuelle Zulassung, andere Tätigkeiten), womit noch 65 Chauffeure bleiben, die sofort einsetzbar wären.
Theoretisch natürlich, denn die Baustelle gehört ja nicht dem Kanton, sondern den SBB. Und diese haben die Arbeiten ganz normal ausgeschrieben und danach halt an einen ausländischen Anbieter vergeben. Bleibt als Antwort der Regierung – mal wieder salopp zusammengefasst – also: Ja, wir fänden es auch besser, wenn Aargauer Firmen berücksichtigt würden. Aber dazu haben wir nichts zu sagen.
Zwangshalt in Lenzburg
Weitere Frage aus dem Parlament: Was tut die Regierung, damit in Lenzburg mehr Schnellzüge halten? Konkrete Frage: «Verfügt der Kanton über Mittel, um einen solchen Halt zu erzwingen?» Mein erster Gedanke: Man könnte natürlich dafür die Aargauer Beton-Elemente nutzen, die im Bözberg ja nicht verbaut werden...
Aber die Antwort der Regierung fällt so unspektakulär aus wie erwartet: Es gibt keine rechtlichen Mittel, man verhandelt, entscheidend seien halt die Auslastungszahlen der einzelnen Bahnstrecken.
Ich werde den Verdacht nicht los, dass man einige dieser Fragen auch einfacher beantworten könnte. Politiker könnten ja einfach mal die Verwaltung anrufen und sich mündlich erklären lassen, wie es so läuft.
Allerdings: Dann hätten wir natürlich nie erfahren, dass 31 Aargauer Polizistinnen in den letzten vier Jahren ein Baby bekommen haben.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 17:30 Uhr)