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Wahlen 15 Parteien geben alles – und für jeden Geschmack

Noch nie wollten so viele Menschen in den Nationalrat wie 2015. Warum der Aufwand, wenn nur fünf Prozent der 3802 Kandidierenden eine Chance haben? Laut dem Politologen Andreas Ladner verbreitern die Parteien mit Unterlisten das Angebot: «Letztlich zählt jede Stimme, wenn man Sitze gewinnen will.»

Nationalratssaal.
Legende: Harter Wettbewerb: Im Nationalrat sind am Ende der Legislatur im Grunde nur 26 Sitze freigeworden. Keystone

Für die Wahlen am 18. Oktober kandidieren derzeit 3802 Männer und Frauen auf 433 Listen für den Nationalrat. Das ist ein Zehntel mehr als noch vor vier Jahren. Mit 174 Bisherigen auf den Listen wird es schwierig für Neulinge, einen der 200 Sitze zu erringen.

Hinter der Rekordzahl von Kandidierenden stecke in erster Linie der Versuch der Parteien, ihr Angebot zu verbreitern, erklärt Andreas Ladner, Politikwissenschaftler an der Universität Lausanne. Zu diesem Zweck seien auch Unterlisten geschaffen worden, etwa für die Auslandschweizer und die Jungen. Auch ein paar neue, kleinere Parteien versuchten sich breiter zu etablieren.

Mit dem Angebot sollen laut Ladner also möglichst breite Kreise angesprochen werden. Dazu gehören ausgeglichene Listen mit Jüngeren und Älteren, Männern und Frauen und Menschen aus verschiedenen beruflichen Spektren: «Letztlich zählt jede Stimme, wenn man Sitze gewinnen will.»

Ist das Volk gar nicht so politikmüde?

Mehr Frauen treten an

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Für die 200 Sitze im Nationalrat kandidieren dieses Jahr insgesamt 3802 Personen (Stand 16.9.2015). Der Frauenanteil beträgt 34,5 Prozent (2011: 32,7 Prozent). Laut BFS treten dabei in den 20 Kantonen mit Proporzwahl 3788 Personen (3472) auf 422 Listen an (365). In den Majorzkantonen AI, AR, OW, NW, GL und UR mit Anspruch auf einen Sitz sind es 14.

Eine Kandidatur auf einer Nationalratsliste kann laut Ladner nicht mit einem wesentlich arbeitsintensiveren Exekutivamt in einer Gemeinde verglichen werden. 95 Prozent der Kandidierenden hätten ohnehin keine Wahlchance: «Sie können zum Teil als Listenfüller bezeichnet werden. Dazu gehören auch interessierte Menschen, die sich einmal in der Politik umsehen wollen.»

Den anteilsmässigen wie auch absoluten Anstieg der kandidierenden Frauen erklärt Ladner mit den insgesamt eher rückläufigen Frauenzahlen in den verschiedensten politischen Ämtern. Darauf versuchten die Parteien nun zu reagieren, indem sie Frauen mobilisierten und eigentliche Frauenlisten aufstellten.

Weniger Aufwand auf den hinteren Plätzen

Eine Kandidatur kann ins Geld gehen. Trotzdem wagen viele den Schritt. Laut Ladner hängt der Aufwand häufig vom Listenplatz ab. Ganz zuhinterst auf der Liste lohnt sich ein allzu grosser Aufwand gar nicht oder die Parteien verlangen auch geringere Beiträge an die Wahlkampfkosten. Diese müssen weitgehend von den Spitzenkandidaten und jenen auf den mittleren Listenplätzen getragen werden.

Was die bei den Staatskanzleien angemeldeten Listen betrifft, so steht die SP mit 57 an der Spitze. Es folgen die FDP (53), die CVP (52) und die SVP (52) vor den Grünen mit 41 Listen.

Im Kanton Zürich, wo sich mit 873 auch am meisten Kandidierende der Wahl stellen, gibt es 35 Listen. Im Wallis mit 173 Kandidierenden sind es 33 Listen. Im Kanton Bern mit 567 Kandidierenden, Basel-Stadt mit 122 und Genf mit 178 Kandidaten stehen je 26 Listen zur Auswahl.

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