In keiner einzigen grossen Gemeinde im unteren Baselbiet stellen die rotgrünen Parteien das Präsidium. Das soll sich nun ändern. Bei den Wahlen in den Gesamt-Gemeinderat im Februar legte die Linke merklich zu. Jetzt startet sie deshalb in vier grösseren Gemeinden einen Angriff auf die Präsidien, die bisher in bürgerlicher Hand waren.
Chancen in Münchenstein
Intakte Chancen hat die SP in Münchenstein. Dort ist das Präsidium nach dem Rücktritt von Giorgio Lüthi (CVP) frei. Es kommt zum Duell zwischen Jeanne Locher (SP) und Daniel Altermatt (GLP). Locher machte bei den Gemeinderatswahlen das Spitzenresultat.
Völlig offen ist das Rennen in Aesch. Dort kommt es zum Dreikampf zwischen Kandidierenden von SP, FDP und SVP. Auch in Allschwil kommt es zu einer Kampfwahl. Dort fällt auf, dass der Wahlkampf zwischen Herausforderer Christoph Morat (SP) und Amtsinhaberin Nicole Nüssli (FDP) gehässig ist. Sie decken sich gegenseitig in Zeitungsinterviews mit oft persönlichen Vorwürfen ein.
Rotgrüne Mehrheit in Binningen
Besonders spannend ist die Ausgangslage in Binningen. Dort hat nämlich neu Rotgrün die Mehrheit im Gemeinderat. Rahel Bänziger (Grüne), Grüne Landrätin, die neu ins Gremium gewählt wurde, bläst daher zum Angriff aufs Präsidium, das bisher Mike Keller (FDP) innehat.
Rahel Bänziger sagt: «Wir hatten jetzt acht Jahre einen Mann als Gemeindepräsidenten. Vor ihm war auch schon ein Mann in diesem Amt. Ich finde, nun ist Zeit für eine Frau. Vor allem für eine grüne Frau.» Damit würde auch der «Grünrutsch» abgebildet, der sich bei den Gesamterneurungs-Wahlen im Februar in Binningen gezeigt habe.
Sachpolitik statt Parteipolitik
Amtsinhaber Mike Keller sagt, es sei legitim, dass er herausgefordert werde. Er selber sehe aber kein Problem darin, dass er als bürgerlicher Präsident einem rotgrün dominierten Gremium vorstehen würde. «In einem Gemeinderat wird Sachpolitik gemacht und nicht Parteipolitik.»
Politisch unterscheiden sich die beiden Kandidierenden aber schon. Mike Keller betont, dass er begonnene Projekt weiterverfolgen wolle und dabei aber stets die Gemeindefinanzen im Auge habe. Rahel Bänziger möchte vor allem verkehrspolitische Akzepte setzen: Das Dorfzentrum müsse attraktiver werden. Heute gebe es dort zu viel Verkehr.