«Wie geht es dem Knie des Kantons?» - das war die erste Frage in der Aufwärmrunde. Die beim Skifahren verunfallte Regierungsrätin Barbara Egger (SP) kam mit Krücken ans Podium im Stadttheater Biel (es gehe dem Knie immer besser). Ihr Regierungskollege und Pfeifenraucher Hans-Jürg Käser (FDP) wurde gefragt, wie sich sein stressiger Februar auf seinen Tabakkonsum ausgewirkt habe. Er sei froh, dass es ein paar gute Pfeifen in seinem Büro gebe, sagte er trocken und erntete den ersten Applaus des Abends.
Links, rechts oder mittig?
Ernsthaft zur Sache ging es schliesslich mit dem umkämpften Jurasitz. Mit diesem möchten die bürgerlichen Parteien die bürgerliche Mehrheit zurückerobern. «Umschwung» ist ihr Motto. Die Regierung solle am gleichen Strick ziehen wie das bürgerlich dominierte Parlament, argumentierte etwa Justizdirektor Christoph Neuhaus (SVP). Der Herausforderer für den Jurasitz, Manfred Bühler (SVP) erklärte, er habe 13 Jahre Kollegialitätserfahrung aus der Gemeindepolitik.
Gesundheitsdirektor Philippe Perrenoud (SP) hingegen wünscht sich einen «Umschwung» im Kantonsparlament, ein Ende der Blockpolitik. Die rot-grüne Mehrheit in der Regierung solle bleiben - nach dem Motto «Vier gewinnt» - sie habe in den letzten acht Jahren viel ausgelöst, der Kanton Bern sei gut unterwegs, sagte Bildungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne).
Für ein Aufbrechen der links-rechts-Blöcke schliesslich plädierte Grossrätin Barbara Mühlheim (GLP). Es brauche in der Regierung eine Person in der politischen Mitte.
Was tun mit den Regionen?
Der weitverzweigte Kanton Bern, der sich nicht alles leisten kann - soll er mehr in regionale Zentren investieren? Eine zweite Diskussionsrunde widmete sich diesem Thema. «Wir haben ja regionale Zentren: Bern, Biel, Thun, Burgdorf und Langenthal», sagte Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP). Und wenn sich die Gemeinden auf dem Bödeli bei Interlaken zusammenschliessen würden, würde das auch ein regionales Zentrum geben.
Finanzdirektorin Beatrice Simon (BDP) plädierte dafür, die Regionen zu stärken, damit diese nicht ausbluten und die Städte nicht überflutet werden mit Pendlern. Der Volkswirtschaftsdirektor Andreas Rickenbacher (SP) fand, es gebe kein «Entweder - Oder» in dieser Frage. Man müsse das Wirtschaften in den Regionen und in den Zentren ermöglichen. Grossrat Marc Jost (EVP) aus Thun findet es zum Beispiel gut, wenn eine Stadt wie Burgdorf einen Teil der Berner Fachhochschule behalten kann.
Verkehrsdirektorin Barbara Egger (SP) will versuchen, Verständnis zu schaffen. Und das gelinge auch, wenn man den Leuten vom Land zum Beispiel zeige, dass in Bern ein Tram alle fünf Minuten voll sei. «Aber auf dem Land braucht es nicht alle fünf Minuten ein Postauto.»
Wie beziehungsfähig sind Sie?
Zum Schluss des Podiums erhielten die Kandidierenden zufällig gewählte Fragen aus dem Spiel «Beziehungskiste». Zum Beispiel: «Ich vergesse Ungerechtigkeiten schlecht und kann nachtragend sein». Dazu sagte Barbara Egger, das stimme ziemlich genau. Sie wurde aber sogleich von ihrem Regierungskollegen Andreas Rickenbacher korrigiert. «Sie kann heftig protestieren, aber nachtragend ist sie nicht.» In diesem Schlussteil gaben die Kandidierenden Einblicke in ihre Gefühlswelt. Und Philippe Perrenoud stimmte gar ein kleines Lied an.
Eingeladen zum Wahlpodium im Stadttheater Biel hatten das Regionaljournal von Radio SRF, die SRG Bern Freiburg Wallis und das «Bieler Tagblatt». Auf dem Podium sprachen die sieben bisherigen Regierungsmitglieder Barbara Egger, Hans-Jürg Käser, Christoph Neuhaus, Philippe Perrenoud, Bernhard Pulver, Andreas Rickenbacher und Beatrice Simon sowie die drei Herausforderer von Grossratsparteien Marc Jost (EVP), Barbara Mühlheim (GLP) und Manfred Bühler (SVP).
Weiter kandidieren parteilos Bruno Moser und Josef Rothenfluh.
Die Berner Kantonsregierung und das Parlament werden am 30. März 2014 neu gewählt.