Der 67-jährige Pierre Kretz liebt sein Elsass. 2013 hat er einen liebevollen Reiseführer geschrieben: «L'Alsace pour les nuls» (Elsass für Anfänger). Davor hatte er verschiedentlich über den alemannischen Dialekt publiziert und auch ein Hörspiel geschrieben. In seinem neusten Buch, «L'Alsace n'existe plus» (Das Elsass gibt es nicht mehr), befasst er sich mit der Identitätskrise im Elsass.
Région Grand Est
Kurz vor den französischen Präsidentschaftswahlen macht er sich Sorgen um sein Elsass. Die politischen Extreme, wie der Front National, haben Zulauf. Daran sei auch die vor einem Jahr umgesetzte französische Gebietsreform mitschuldig, findet Pierre Kretz. Damals wurden die Regionen Elsass, Champagne-Ardenne und Lorraine in der neuen Grossregion «Grand Est» zusammengeschlossen.
Frustration
Viele Elsässer und Elsässerinnen könnten sich nicht mit der neuen Grossregion identifizieren und trauerten der alten, kleineren «Région Alsace» nach. Es sei ein politischer Skandal, dass Frankreich ohne vorgängige Diskussion neu eingeteilt wurde. Der Frust über die ungeliebte Gebietsreform fördere das Misstrauen gegenüber den traditionellen Parteien und werde Marine Le Pen helfen, im Elsass viele Stimmen zu machen.
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Für den ersten Wahlgang prognostiziert Pierre Kretz für die Kandidatin des Front National einen Stimmenanteil von 35 Prozent. Damit sei das Wählerpotential für den Front National aber bald ausgeschöpft. Trotzdem wagt Kretz für den zweiten Wahlgang keine Prognose. «Alles ist möglich», bilanziert er die aktuelle Stimmung im Elsass.