Heute sitzt nur eine Frau in der siebenköpfigen St.Galler Regierung. Das wird sich auch nach den Gesamterneuerungswahlen im März 2020 kaum ändern. Den bürgerlichen Parteien sagen Spitzenkandidatinnen ab oder die Parteiversammlung portiert altgediente Kantonspolitiker und nicht Frauen, die quer in die Politik einsteigen wollen.
Familie vor Regierung
Diese Woche musste die CVP davon Kenntnis nehmen, dass ihre Spitzenkandidatin, Kantonsrätin Yvonne Suter, nicht für die Regierung kandidieren will. Ihr Grund: Sie zieht Familie und einen Job in der Privatwirtschaft dem Regierungsamt vor. Auch bei der SVP kandidiert die vielgehandelte Esther Friedli nicht. Sie will nach ihrer Wahl in den Nationalrat nicht für die Regierung kandidieren.
Ebenfalls frauenlos bleibt die FDP: Die Delegierten schicken Kantonsrat und Gemeindepräsident Beat Tinner in den Regierungswahlkampf. Die Frauenkandidatur war chancenlos - überraschend deutlich.
Nur SP mit einer Frau
Bisher hat nur die SP eine Frauenkandidatur angekündigt. Die 35-jährige Laura Bucher will Regierungsrätin werden. Sie sagt: «Familie und Kinder sind kein Hindernis für diesen Job. Bei Männern taucht diese Frage nie auf.»
Neues Job-Profil
Politikerinnen sind sich einig, dass am Job-Profil des Regierungsrates etwas geändert werden müsse, damit sich auch mehr Frauen dafür interessieren. Laura Bucher denkt gar laut darüber nach, dass der Regierungsjob auch im Job-Sharing gemacht werden könnte. Zum Vorteil von Frau und Mann.
Und Nationalrätin Susanne Vincenz sagt, dass es Frauen oder auch Männer brauche, die in Ihrem Regierungsjob auch den Mut hätten, die Familie voranzustellen statt an «irgendeine Veranstaltung» zu gehen.
Frauenpower im Thurgau
Anders ticken die Uhren im Thurgau. In Sachen «Frauen in der Regierung» ist der Thurgau ein Ausnahmekanton. Drei Frauen und zwei Männer bilden hier die Regierung. «In gemischten Teams arbeitet es sich kreativer», sagt dazu SVP-Regierungsrätin Monika Knill.