Im neusten FDP-Newsletter wählt der Präsident der Aargauer Freisinnigen deutliche Worte. Die ungeteilte bürgerliche Standesstimme im Aargau sei nur ein Lippenbekenntnis, schreibt Matthias Jauslin. Was stösst dem Parteipräsidenten so sauer auf? Auf Nachfrage von Radio SRF präzisiert Jauslin, es gehe um die aktuelle Wahlzeitung der SVP, welche kürzlich in alle Haushalte verteilt wurde.
Tatsächlich: In der Aargauer Ausgabe der SVP-Zeitung findet sich eine Wahlanleitung für die Ständeratswahl. Dort heisst es – natürlich – man solle SVP-Kandidat Hansjörg Knecht wählen. Weiter steht dort aber auch, man solle die zweite Linie auf dem Wahlzettel leer lassen, es gibt also explizit eine Aufforderung zur Nicht-Wahl von FDP-Kandidat Philipp Müller.
Abmachung verschieden interpretiert
Über diese Nichtwahl-Empfehlung ärgert sich nun Matthias Jauslin und äussert den Vorwurf, die SVP würde die bürgerliche Allianz schwächen: «Das entspricht nicht der Abmachung einer einheitlichen bürgerlichen Standesstimme.»
Bei der SVP hat man für diesen Vorwurf gar kein Verständnis. Kantonalpräsident Thomas Burgherr sagt gegenüber dem Regionaljournal Aargau Solothurn, die Parteien hätten abgemacht, dass jede für sich einen eigenen Wahlkampf führe und dass man sich gegenseitig nicht angreife: «Die FDP macht ja auch keine Empfehlung für unseren Kandidaten.»
Die Parteien haben anscheinend verschiedene Ansichten zur Frage, was eigenständige Wahlkämpfe sind. Die FDP macht keine Wahlempfehlung für den SVP-Kandidaten, die SVP aber eine Nicht-Wahl-Empfehlung für den Kandidaten der FDP. Damit ist der Zwist aber noch nicht zu Ende.
Frontalangriffe auf Gegenkandidaten
Trotz Abmachung, man wolle sich gegenseitig nicht angreifen, geschieht nun genau das. Die SVP greift öffentlich FDP-Kandidat Philipp Müller an. Parteischwergewicht und Chefstratege Christoph Blocher äussert in seiner eigenen Online-TV-Sendung «Tele Blocher» harte Kritik an Mülllers Verhalten nach dessen Verkehrsunfall.
Auf der anderen Seite zweifelt Matthias Jauslin an der Ständerats-Tauglichkeit von SVP-Kandidat Hansjörg Knecht. Dieser sei nur ein strammer SVP-Parteisoldat und damit nicht geeignet, den Kanton in Bern zu vertreten: «Ich möchte nicht einfach einen SVP-Verteter, sondern einen Aargauer Vertreter im Ständerat. Deshalb mache ich hier ein Fragezeichen bei der Person.»
Dieser Vorwurf sorgt nun auch in der SVP für rote Köpfe. Thomas Burgherr möchte zwar nicht öffentlich von einem Streit reden, trotzdem sei er mit Jauslins Aussagen gar nicht einverstanden: «Wir müssen das noch besprechen, das ist eine klare Verfehlung.»
Knapp drei Wochen vor den Wahlen ist im rechts-bürgerlichen Lager im Kanton Aargau Feuer unter dem Dach. Zwar wollen SVP und FDP weiterhin zusammenarbeiten, trotzdem lassen sie die Fetzen fliegen.
(Bildnachweis: zvg; Montage SRF)