Der Aufmarsch am SP-Parteitag hat sogar die Parteileitung überrascht: Über 100 Genossinnen und Genossen kamen am Samstag nach Boswil, um den Wahlkampf 2015 zu starten. Am Vormittag wurde die Nationalratsliste verabschiedet.
Dabei gibt es kaum Überraschungen: Die SP geht mit drei Bisherigen in den Wahlkampf. Auf den ersten drei Listenplätzen stehen Co-Parteipräsident Cédric Wermuth (Zofingen), Yvonne Feri (Wettingen) und Gewerkschafter Max Chopard (Nussbaumen, Baden).
Strafrechtler Kilias auf Listenplatz 4
Auf den weiteren Listenplätzen stehen dann drei Kandidaturen, die es schon 2011 versucht haben: Der national bekannte 66-jährige Strafrechtsprofessor Martin Kilias (Lenzburg), die Kantonalpräsidentin der SP Frauen Viviane Hösli (Zofingen) und Arzt Jürg Knuchel (Aarau). Die restlichen zehn Plätze sind mit neuen Namen besetzt. Der Parteitag hat diese Liste gemäss Vorschlag der Parteileitung mit 86 zu 15 Stimmen verabschiedet.
Zuvor gab es aber längere Diskussionen über die Reihenfolge: Die Jungsozialisten (Juso) stellten einen Änderungsantrag. Sie bemängelten, dass auf den vorderen Plätzen zu viele Männer vertreten seien. Auch Yvonne Feri unterstützte als Präsidentin der SP Frauen Schweiz diesen Antrag. Er unterlag aber mit 46 zu 55 Stimmen, ebenso zwei darauf folgende Eventualanträge.
Pascale Bruderer völlig unbestritten
Völlig unbestritten ist die Kandidatur der bisherigen Ständerätin Pascale Bruderer aus Nussbaumen bei Baden. Sie wurde unter tosendem Applaus einstimmig nominiert, um für eine zweite Amtszeit zu kandidieren. Bruderer wurde 2011 mit über 90'000 Stimmen in den Ständerat gewählt - als jüngste Ständerätin.
Bruderer war 2011 auch auf der Nationalratsliste der SP. Sie machte dort über 80'000 Stimmen. Diese Stimmen fehlen im Herbst 2015 sicher. Co-Präsidentin Elisabeth Burgener ist aber überzeugt, dass man die drei Sitze in der Grossen Kammer trotzdem problemlos verteidigen könne. Die drei Spitzenkandidaturen seien «Wahlkampf-Lokomotiven» genug.
Für die SP seien deshalb auch Listenverbindungen «nicht prioritär». Allerdings verhandeln auch die Sozialdemokraten. Man wolle verhindern, dass der zusätzliche 16. Sitz für den Kanton Aargau «der rechten Seite zufällt».
Mobilisierung der Wähler entscheidend
Die Co-Präsidentin der SP, Elisabeth Burgener, und verschiedene Kandidierende betonten in ihren Wahlkampfreden, dass die Sozialdemokraten im aktuellen politischen Umfeld einen schwierigen Stand hätten. Fragen der Europa- und Migrationspolitik dürften den Wahlkampf prägen, so die Überzeugung. Diese Themenfelder will man nicht den rechtsbürgerlichen Parteien überlassen.
Wichtig sei vor allem, dass man links gesinnte Wählerinnen und Wähler mobilisieren könne. Die Wahl werde entschieden dadurch, welche Wählerinnen und Wähler auch wirklich an die Urnen gingen, betonte zum Beispiel Landammann Urs Hofmann in einer Rede.
«Es gibt zum Beispiel viele Frauen, die unsere Haltung teilen. Diese müssen wir auch ausserhalb unserer Parteigrenzen abholen», erklärt Co-Präsidentin Elisabeth Burgener gegenüber SRF. Dafür sind unter anderem auch Telefon-Kampagnen geplant.
Die Aargauer Kandidaturen für den Ständerat
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Bild 1 von 10. Pascale Bruderer (SP). Die studierte Politologin aus Nussbaumen bei Baden ist seit 2011 im Ständerat – sie kandidiert für eine zweite Amtszeit. Die Familienfrau und selbstständige Unternehmensberaterin ist vor allem bekannt für ihr Engagement im Interesse behinderter Menschen. Bruderer hat Jahrgang 1977. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. Philipp Müller (FDP). Der gelernte Gipser und heutige Generalunternehmer aus Reinach will den Sitz seiner Partei im Stöckli verteidigen. Als Parteipräsident der FDP. Die Liberalen Schweiz mit hoher Medienpräsenz hat er gute Chancen. Müller hat Jahrgang 1952, er sitzt seit 2003 im Nationalrat, Parteipräsident ist er seit 2012. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Hansjörg Knecht (SVP). Der 54-jährige Unternehmer aus Leibstadt betreibt eine Mühle und ist seit 2011 im Nationalrat. Er will für die wählerstärkste Partei im Aargau den 2011 an die SP verlorenen Ständeratssitz zurückerobern. Knecht bezeichnet sich selber als «Sachpolitiker». Er ist unter anderem Präsident des Aargauer Hauseigentümerverbandes. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. Ruth Humbel-Naef (CVP). Die Gesundheitspolitikerin aus Birmenstorf sieht sich selber in der «Aussenseiter-Rolle». Bereits 2003 kandidierte die 57-jährige Primarlehrerin und Juristin für den Ständerat, scheiterte aber. Sie wurde damals in den Nationalrat gewählt, wo sie heute noch politisiert. Humbel war früher erfolgreiche Orientierungsläuferin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Bernhard Guhl (BDP). Nationalrat Bernhard Guhl will ins Stöckli. Der im Thurgau aufgewachsene Politiker bezeichnet sich unterdessen als typischen Aargauer. Guhl ist Elektroingenieur HTL, er hat Jahrgang 1972. Sein Hobby ist die Imkerei. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Beat Flach (GLP). Der Jurist mit Jahrgang 1965 hat es 2011 auf Anhieb für die Grünliberalen in den Nationalrat geschafft. Zuvor sass er vom März 2009 bis November 2011 im Aargauer Grossen Rat. Beat Flach glaubt, dass er im zweiten Wahlgang durchaus eine Chance auf einen Ständeratssitz hat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. Lilian Studer (EVP). Die Tochter von Ex-Nationalrat Heiner Studer aus Wettingen soll der EVP zum ersten Mal einen Sitz im Stöckli bescheren. Studer (Jahrgang 1977) ist seit zwölf Jahren im Aargauer Grossrat. Sie hat sich vor allem mit Gesundheits- und Familienthemen profiliert. Sie ist Lehrerin für Textiles Werken und Geschäftsführerin des Blauen Kreuzes AG/LU. Bildquelle: zvg.
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Bild 8 von 10. Irène Kälin (Grüne). Die Kandidatur von Irène Kälin, Co-Fraktionspräsidentin im Grossen Rat, soll den Grünen in erster Linie bei den Nationalratswahlen helfen. Nach dem Verzicht von Geri Müller auf eine erneute Kandidatur steht für die Grünen der Sitzerhalt im Vordergrund. Irène Kälin (Jg. 1987) ist Islamwissenschafterin und Gewerkschaftssekretärin. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Der parteilose Pius Lischer (links) tritt zum dritten Mal – ohne jede Chance – zur Ständeratswahl an. Er vertritt seine eigene «Interessengemeinschaft Grundeinkommen». Samuel Schmid (rechts) vertritt die Sozial-liberale Bewegung und stellt sich zum zweiten Mal zur Wahl. Das letzte Mal holte er 0,5 Prozent der Stimmen. Bildquelle: Keystone; zvg.
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Bild 10 von 10. Christine Egerszegi (FDP). Die Politikerin aus Mellingen war die erste Ständerätin des Kantons Aargau überhaupt, als sie 2007 ins Stöckli gewählt wurde. Sie verzichtet nun per Oktober 2015 auf ihr Mandat und hat damit erst den «Run» auf diesen Sitz ausgelöst. Bildquelle: Keystone.