Irène Kälin hat Jahrgang 1987 und ist bei den nationalen Wahlen im Herbst das Zugpferd der Aargauer Grünen. Sie ist Ständeratskandidatin und die Nummer eins auf der Nationalratsliste. Noch vor Parteipräsident Jonas Fricker. Mit dieser Taktik wollen die Grünen den Sitz von Nationalrat Geri Müller retten. Er tritt nicht mehr an.
Kälin bestätigt die Kandidatur als Taktik. Mit Pascale Bruderer (SP) habe der Aargau schon eine linke Poltikerin im Ständerat. Da sei es schon nicht ganz realistisch, den Sprung ins Stöckli zu schaffen, sagte Kälin im Live-Gespräch auf Radio SRF 1.
Zielgerichtet auf dem Weg nach oben?
Kälin ist eine politische Senkrechtstarterin. Im Januar 2010 rutschte sie nach in den Aargauer Grossen Rat. Schon bald wurde sie Co-Präsidentin der Grünen Fraktion. «Im Grossen Rat fällt sie auf durch sehr pointierte Aussagen, sie wirkt ehrgeizig, forsch, manchmal gar unnahbar», erklärt Redaktorin Wilma Hahn nach ihrer Velotour zwecks Interview mit der jungen Politikerin.
Ich wurde jung in die Politik hineingespült.
Auch die Wahlplakate von Irène Kälin zeichnen das Image einer starken Frau. Es brauche künftig nicht nur mehr Frauen, sondern auch mehr junge Politiker im National- und Ständerat, ist die 28-Jährige überzeugt. Nur so könne man die Bevölkerung breit vertreten. Die politische Tätigkeit gehöre für sie zum «Service Public», findet Kälin.
In Bern hat es noch zu wenig Frauen.
Politisch setzt sich Kälin für die Energiewende ein. Diese sei höher zu gewichten als der Landschaftsschutz, sagt die Politikerin im Gespräch. Wenn sie wählen müsste, würde Kälin lieber mit dem Auto in die Ferien als mit dem Flugzeug, sagt die schlagfertige 28-Jährige.
Weiter würde Kälin einen EU-Beitritt den Bilateralen vorziehen. Gerade in der aktuellen Asyldebatte wäre ein Miteinander in Europa eine Notwendigkeit, findet Kälin. Hier gehe es auch um Solidarität untereinander.
In der «falschen» Partei ?
Irène Kälin muss immer wieder erklären, weshalb sie für die Grünen politisiert und nicht für die Sozialdemokraten. Denn Kälin studiert nicht etwa Umweltwissenschaften oder Biologie, sondern Islamwissenschaften.
Ich bin bei den Grünen richtig. Ich setze natürlich auf Umweltpolitik, aber hier gehört Sozialpolitik auch dazu.
Zudem arbeitet sie Teilzeit bei der Gewerkschaft Unia und ist beim Aargauischen Gewerkschaftsbund im Vorstand und in der Geschäftsleitung. Niemand steht im Grossen Rat so weit links wie sie, berichtete kürzlich die «Aargauer Zeitung». Sie berief sich dabei auf die Politplattform «Vimentis». Bei der Auswertung durch «Smartvote» sei sie klar grün, erwidert Irène Kälin Kritik an ihrer Parteizugehörigkeit.