SRF: Gratulation! Bei Wahlbeobachtern gelten Sie als bisheriger Ständerat ja schon als gewählt.
Pirmin Bischof: Ja nein, das ist ein Irrtum. Gewählt werde ich vom Solothurner Volk. Es gibt vier Kandidierende aus den vier grossen Parteien und nur zwei Sitze.
Wer kann Ihnen denn gefährlich werden?
Ich kandidiere einfach für meinen Sitz und nicht gegen jemand anderen. Jede und jeder der Kandidierenden ist ein wählbarer Ständerat oder eine wählbare Ständerätin.
In Ihrer Rede vor der CVP-Versammlung nahm die Kuba-Reise, welche Sie letzthin unternommen haben, einen grossen Platz ein. Man hatte den Eindruck, Kuba habe sie geprägt.
Kuba prägt einen schon. Wenn man sieht, wie ein Land, das mehrfach ernten kann im Jahr, das alle Früchte und alles Gemüse hat, wenn man sieht, dass ein solches Land wirtschaftlich völlig am Boden ist, weil die Politik einfach seit Jahrzehnten versagt, und wenn man sieht, wie das in einem Land ist, in dem es keine Zeitungen, keinen Pluralismus, keine andere Radiostation gibt, wo man seine eigene Meinung nicht äussern darf, dann muss ich sagen: Das prägt einen schon, wenn man wieder zurückkommt in die Schweiz, wo der Wohlstand, die Meinungsäusserungsfreiheit und ein sozialer Staat völlig selbstverständlich sind. Dann weiss man als Politiker einfach wieder, für was ich hinstehe im Oktober, und was ich verteidige in diesem Land.
Haben die Eindrücke Ihre Politik verändert?
Eine solche Reise verändert immer etwas. Ich reise sehr gerne und rede jeweils mit den Leuten dort. Das schärft einen für jene Sachen, die besonders wichtig sind. Man merkt wieder: Die Freiheit ist nicht selbstverständlich. Und der Wohlstand in der Schweiz ist noch weniger eine Selbstverständlichkeit. Wir sind eines der reichsten Länder, und zwar – und das ist ja manchmal paradox – weil wir so ein offenes Land sind, weil wir mit allen Handel treiben, weil wir die Grenzen nicht geschlossen haben. Und wir müssen aufpassen, dass wir nicht in dieses Fahrwasser hineingeraten.
Sie vertreten als Ständerat den Kanton Solothurn. Mit Stolz, wie Sie in Ihrer Rede sagten. Bei was braucht Solothurn momentan Ihre Unterstützung als Ständerat?
Ich glaube, der Industriekanton Solothurn ist in einer Situation, in der eine gewisse Deindustrialisierung droht und vielleicht bereits im Gang ist. Und wenn wir in der Schweiz nicht mehr die Überzeugung haben, dass die einfache Industrie, aber auch Elektronik, Medizinaltechnik und Uhrenindustrie ein wesentlicher Kernbestandteil unseres Landes sind, wenn diese Überzeugung verloren geht, dann kommt es nicht gut mit diesem Kanton. Und da liegt es wahrscheinlich vor allem auch an der Vertretung im Ständerat, dass das nicht passiert.
Sie sind ab dem 1. Mai Präsident aller CVP-Ständeräte. Zudem werden Sie immer wieder als künftiger CVP-Parteipräsident gehandelt. Welche weiteren Ambitionen haben Sie?
Meine nächste Ambition ist, im Oktober als Ständerat wieder gewählt zu werden für diesen Kanton. Darauf bin ich stolz und damit bin ich auch zufrieden. Ich habe keine anderen Ziele. Und unsere Partei hat derzeit einen Präsidenten, es braucht gerade keinen neuen.
Das Gespräch führte Marco Jaggi.