Bei der Stichwahl für den Ständerat in der Waadt hat FDP-Nationalrat Olivier Français die Sensation geschafft und den Grünen Luc Recordon verdrängt. Ohne Mühe schaffte die Wiederwahl Géraldine Savary (SP).
FDP-Nationalrat Français gelang der grösste Sieg seiner Karriere. Wenige hatten es dem begeisterten Bergsteiger nach dem ersten Wahlgang zugetraut, dass er das bewährte links-grüne Duo Géraldine Savary und Luc Recordon in Bedrängnis bringen könnte.
Savary verspricht gute Zusammenarbeit
Er sei aber ein Marathonläufer, hielt Français dazu fest. Er konnte sich in der Waadt bisher vor allem mit Bauprojekten einen Namen machen. Der ETH-Ingenieur sitzt auch in der Regierung der Stadt Lausanne und verantwortete dort unter anderem den Bau der Métro-Linie M2, welche vom See bis in den Norden der Stadt hoch führt.
Die mit dem besten Resultat wieder gewählte SP-Ständerätin Géraldine Savary gratulierte Olivier Français zum Wahlsieg, obwohl die Resultate von der Gemeinde Prilly noch ausstanden. Man werde im Ständerat gut zusammenarbeiten und sich für die Anliegen der Waadtländerinnen und Waadtländer einsetzen, hielt Savary fest.
Recordon-Abwahl wegen Grünen-Tief
Ein vorläufiges Ende fand am Sonntag hingegen die Laufbahn im Bundeshaus des Ständerates der Grünen, Luc Recordon. Eine bittere Niederlage: Er blieb über 3000 Stimmen hinter Français zurück.
SRF-Westschweiz-Korrespondent Sascha Buchbinder beurteilt die Abwahl des 60-Jährigen als grosse Überraschung. «Recordon ist seit 2007 im Ständerat und sehr profiliert», sagt Buchbinder. Zudem seien Amtsinhaber bei Persönlichkeitswahlen in der Regel im Vorteil.
Der Umstand, dass Recordon bei den Nationalratswahlen noch auf Platz eins gelandet sei, zeige, dass das schlechte Resultat heute wenig mit dessen Person zu tun habe. Vielmehr sei es im Lichte der schwindenden Zustimmung für die Grünen zu sehen, sagt Buchbinder.
Thorens kann aufatmen
Recordons Kandidatur für die grosse Kammer hatte jedoch in erster Linie die Funktion einer Wahlkampflokomotive. Nach seiner Abwahl aus dem Ständerat kündigte er an, diese Wahl nicht anzunehmen.
Damit rettete er der Co-Präsidentin der Grünen Partei Schweiz, Adèle Thorens, die Wiederwahl. Sie war am 18. Oktober hinter dem Lausanner Stadtpräsidenten Daniel Brélaz und Luc Recordon nur auf dem dritten Platz gelandet. «Wir Ü-60 Elefanten sollten eine junge, dynamische und äusserst engagierte Frau nicht blockieren», sagte Recordon. Er hoffe um so mehr, dass Bastien Girod nächste Woche in Zürich gewählt werde.
Ebenfalls bangen mussten seit den nationalen Wahlen auch die Nationalräte Jean Christophe Schwaab (SP) und Fathi Derder (FDP). Sie können nach dem Wahlsieg ihrer Parteikollegen Savary und Français ebenfalls in den Nationalrat zurückkehren.