Der Zürcher Gesundheitspolitiker Toni Bortoluzzi verzichtet nun doch auf eine erneute Nationalrats-Kandidatur. Der 68-Jährige bestätigte eine entsprechende Meldung im «Anzeiger Bezirk Affoltern». Das SVP-Urgestein politisiert seit 24 Jahren in der grossen Kammer.
Noch im vergangenen Januar hatte Bortoluzzi erklärt, er würde im Herbst 2015 gern nochmals zu den Wahlen antreten. Dies sei auch der Wunsch vieler Parteikollegen, die ihn ausdrücklich darum gebeten hätten, weiterzumachen, sagte er damals.
Zweiter Rücktritt eines «SVP-Alten»
Jetzt ist alles anders: Bortoluzzi verlässt das Parlament auf Ende der Legislatur. Die Forderung nach Verjüngung der Zürcher Abordnung war seit einiger Zeit parteiintern immer lauter geworden. Neue Kräfte wie etwa der Quereinsteiger Roger Köppel, Chefredaktor der «Weltwoche», sollen in Bern für neuen Schwung sorgen.
Er sei jetzt 33 Jahre lang in verschiedenen politischen Behörden tätig gewesen, seit 24 Jahren politisiere er im Nationalrat – «das ist genug», sagte Bortoluzzi zur Nachrichtenagentur sda. Es gebe auch noch ein «anderes Leben». Er habe eine kleine Werkstatt zuhause und wolle «endlich wieder ein wenig schreinern». Und auch für sich selbst möchte er etwas tun – wandern, jassen und dergleichen.
Von den Zürcher «SVP-Alten» im Nationalrat ist Bortoluzzi der zweite, der seinen Verzicht auf eine Wiederkandidatur bekannt gab. Vor ihm hat dies schon der 67-jährige Max Binder getan. Der ebenfalls 68-jährige Hans Fehr möchte nochmals antreten.
Schwerpunkt auf Gesundheits- und Sozialpolitik
Bortoluzzi beendet im Herbst eine lange politische Laufbahn. Von 1982 bis 1998 war er Mitglied des Gemeinderates von Affoltern am Albis (ZH), ab 1986 präsidierte er die Exekutive. Von 1984 bis 1991 politisierte er im Zürcher Kantonsparlament.
Seit 1991 engagiert er sich im Nationalrat. Einen Namen gemacht hat er sich vor allem als Gesundheits- und Sozialpolitiker. Bortoluzzi gilt einerseits als strammer SVP-Zürich-Vertreter, anderseits aber auch über die Parteigrenzen hinweg als umgänglich. Weggefährten schildern ihn als verlässlich und anständig.
Dies hinderte ihn jedoch nicht, hin und wieder in einen Fettnapf zu treten. So löste er etwa im Juni 2014 Empörung aus, als er Schwule, Lesben und Leute mit multiplen Partnerschaften als «fehlgeleitet» und widernatürlich bezeichnete.
Exekutivamt sollte nicht sein
Auch Niederlagen musste Bortoluzzi einstecken: 1995 schickte ihn die SVP Zürich in den Ständeratswahlkampf. Er sollte den 1987 an den Landesring verlorenen Sitz zurückzuholen. Nach einem schlechten Ergebnis im ersten Wahlgang nahm ihn die Partei aus dem Rennen. Der Sitz ging an Vreni Spoerry von der FDP.
2002 kandidierte er erfolglos als Sprengkandidat der SVP für die Nachfolge der zurücktretenden SP-Bundesrätin Ruth Dreifuss. Ebenso wenig Erfolg hatte er 2005, als er für die SVP den Sitz des zurücktretenden Christian Huber in der Zürcher Kantonsregierung verteidigen sollte. 2008 winkte Bortoluzzi ab, als er im Gespräch war für die Nachfolge von Bundesrat Samuel Schmid (SVP).
Bortoluzzi ist Schreiner und war Kleinunternehmer. Bis Ende Juni 2012 betrieb er in Affoltern am Albis eine Schreinerei mit sechs Angestellten. Er ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern.