Der «Weltwoche»-Chefredaktor und -Verleger Roger Köppel will für die Zürcher SVP in den Nationalrat. Dies hat der 49-Jährige in Zürich bekannt gegeben. Der Quereinsteiger war bislang parteilos und ist nun der SVP beigetreten.
Grund für seine Kandidatur sei die verheerende und alarmierende Politik der «linken Mehrheit in Bundesrat und Parlament» in Bern, sagte Köppel. Es reiche nicht mehr, als unabhängiger Verleger und Chefredaktor an der Seitenlinie zu stehen, er müsse nun selber «in das Getümmel hinein».
Er wolle Gegensteuer geben zu Fehlentwicklungen. Als Partei sei für ihn nur die SVP in Frage gekommen. Andere bürgerliche Parteien setzten sich zu wenig klar und konsequent für jene Themen ein, die ihm wichtig seien.
Direkte Demokratie «systematisch torpediert»
Es sei nichts Ungewöhnliches, dass «in schwierigen Zeiten Chefredaktoren nach Bern gehen», sagte Köppel und erwähnte Willy Bretscher (NZZ, FDP), Peter Dürrenmatt (Basler Nachrichten, LDP) und Ernst Nobs (Volksrecht, SP).
Seine Funktionen bei der «Weltwoche» wird Köppel im Falle einer Wahl beibehalten.
Den Ausschlag für seine Kandidatur habe das Referat von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga an der diesjährigen Albisgüetli-Tagung gegeben, in dem sie den Eindruck habe erwecken wollen, die SVP wehre sich gegen die Menschenrechte.
Wichtig ist für Köppel, dass nicht pauschal internationales Recht über die schweizerische Bundesverfassung gestellt wird. Die direkte Demokratie sei das Rückgrat und der Lebensnerv der Schweiz und werde «systematisch torpediert», sagte Köppel weiter. Verteidigt werden müsse auch der Föderalismus, indem nicht immer mehr Zuständigkeiten von der Gemeinde- auf Bundesebene verschoben würden.
Platz auf der Nationalratsliste noch offen
11 der 34 Zürcher Nationalratssitze werden heute von der SVP gehalten. Bei den letzten Wahlen verlor die Partei ein Mandat. Drei der Zürcher SVP-Nationalräte sind im Pensionsalter. Ob alle Bisherigen am 18. Oktober wieder kandidieren, ist noch offen.
Laut Kantonalparteipräsident und Nationalrat Alfred Heer hat das Büro der Parteileitung der Findungskommission beantragt, Köppel auf die Nationalratsliste zu nehmen. Auf welchem Platz der «Weltwoche»-Chef kommt, ist noch offen. Eine Delegiertenversammlung entscheidet im Mai über die Nationalratsliste.
Rückkehr 2006 als Chefredaktor
Köppel begann seine Journalistenkarriere bei der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ), wo er unter anderem in der Sport- und der Filmredaktion arbeitete. Beim «Tages-Anzeiger» war Köppel Kulturredaktor, Chef der Wochenendbeilage «Das Magazin» und stellvertretender Chefredaktor.
2001 übernahm er die Leitung der «Weltwoche»-Redaktion und wechselte 2004 als Chefredaktor zur deutschen Tageszeitung «Die Welt». 2006 kehrte er zurück zur «Weltwoche» als Chefredaktor und Verleger. Er übernahm die Aktienmehrheit der Weltwoche Verlags AG.
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Bild 1 von 7. «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel (49) zieht's in die Politik: Er will für die Zürcher SVP in den Nationalrat. Bevor er Chefredaktor des Wochenblatts wurde, arbeitete er für die «NZZ» und den «Tages-Anzeiger» und war Chefredaktor der deutschen Zeitung «Die Welt». Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 7. Köppel ist nicht der einzige Journalist, der auch Politik machen will, statt nur darüber zu schreiben: Schon einige Jahre zuvor war der Journalist und «Weltwoche»-Redaktor Peter Keller (43) in die Politik gewechselt. Seit 2011 sitzt er für die Nidwaldner SVP im Nationalrat. Daneben ist er freier redaktioneller Mitarbeiter der «Weltwoche». Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 7. Matthias Aebischer (47) war «Tagesschau»-Sprecher, moderierte den «Club», arbeitete beim «Kassensturz» und auf der Sportredaktion des Schweizer Fernsehens. Noch früher arbeitete er bei Radio DRS – und, wie so viele Journalisten, als Lehrer. Als er 2011 für die SP in den Nationalrat gewählt wurde, musste er seine Arbeit beim Fernsehen aufgeben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 7. Heute beantwortet er die Fragen, statt sie zu stellen: der Zürcher FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger (62). Bevor er in die Politik wechselte, moderierte er unter anderem die «Arena». Von 1998 bis 2002 war er Chefredaktor des Schweizer Fernsehens; 2003 wurde er in den Nationalrat gewählt. Dort blieb er bis zu seiner Wahl als Stadtrat im Jahr 2014. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 7. Norbert Hochreutener (68) arbeitete als Jurist in der Bundesverwaltung, bevor er Bundeshausredaktor für Radio DRS und SF DRS wurde. Er sass von 1995 bis 1999 für die CVP im Nationalrat und erneut von 2003 bis 2011. Er gilt als Vater des Familienartikels, der 2013 vom Volk angenommen, von einer Mehrheit der Kantone aber abgelehnt wurde. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 7. Der Aargauer Maximilian Reimann (72) politisiert für die SVP im Nationalrat. In den 1970er und 80er Jahren arbeitete er als Journalist und freier Mitarbeiter für das Schweizer Fernsehen. Reimann blickt auf eine lange Karriere als Politiker zurück: Seine erste Wahl in den Nationalrat erfolgte vor 28 Jahren. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 7. Werner Vetterli (*1928) begann seine Karriere als Primarlehrer und Sportler – 1954 gewann er gar den Vize-Weltmeistertitel im Modernen Fünfkampf. 1960 wechselte er zu Radio DRS, fünf Jahre später zum Schweizer Fernsehen. Dort moderierte er u.a. «Aktienzeichen XY ... ungelöst». Von 1991 bis 1999 war er SVP-Nationalrat. Er starb 2008. Bildquelle: Keystone.