«Martin Graf: 4 more years!». So steht es auf der Schweizer Internetplattform wemakeit.ch. Graf will auf diese Art und Weise über 8000 Franken für seinen Wahlkampf sammeln. Und er ist nicht alleine. Auch die Alternative Liste AL ist vertreten, zuvorderst mit ihrem Regierungsratskandidaten Markus Bischoff. Die AL will mit kleineren und grösseren Spenden insgesamt 20'000 Franken zusammenbekommen.
Bratwurst-Party oder Reise nach Afrika
Im Video, in dem jedes Projekt beschreibt, für was genau das Geld gesammelt wird, werden auch die Gegenleistungen bekanntgegeben – je nach Höhe der Spende sind diese mehr oder weniger exklusiv. «Wenn Sie spenden, können Sie mit mir einen Sonntagsbraten essen oder an einer Bratwurst-Party teilnehmen», sagt Bischoff im Video.
Regierungsrat Graf seinerseits bietet bei einer 60-Franken-Spende am Wahlsonntag ein persönliches Wecktelefonat. Und wer 8090 Franken spendet, begleitet ihn auf eine Reise nach Tansania.
Spenden für Personen: Schweizer skeptisch
Wahlkampfspenden sammeln per Crowdfunding – ist das die Zukunft der Wahlfinanzierung? Politikberater Mark Balsiger verneint: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich diese Plattform für den individuellen Wahlkampf durchsetzt.» Die Schweizer würden zwar gerne spenden, aber eben nicht für Personen, sondern für Produkte.
Es werde wohl nach wie vor so sein, dass die meisten Kandidatinnen oder Kandidaten vor dem Wahlkampf ihrem weiteren Umfeld einen Brief schreiben, in diesem elegant um finanzielle Unterstützung bitten und diskret einen Einzahlungsschein beilegen werden.
Kampagnen-Experte: «Bürgerliche scheuen Kritik»
Auffallend ist: Bis jetzt waren es vor allem Politiker aus dem linksgrünen Lager, die Crowdfunding für ihre politischen Anliegen brauchen. Vor zwei Jahren beispielsweise die damalige Berner SP-Stadträtin Lea Kusano. Bürgerliche waren bis jetzt nicht darunter. Warum ist das so? Brauchen bürgerliche Politiker weniger Wahlspenden?
Nein, sagt Balsiger. «Die Bürgerlichen scheuen die Kritik, auf diese Weise Geld für persönliche Kampagnen zu sammeln.» Diese Kritik könnte laut Politikberater Balsiger auch der grüne Regierungsrat Martin Graf zu hören bekommen. «Ich kann mir vorstellen, dass viele Leute darauf negativ reagieren, wenn jemand mit einem guten Lohn um kleine Beiträge bettelt.»