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Wahlkampf Die SP versucht's per Telefon, die SVP mit Piaggios

Die SP versucht, potenzielle Wähler per Telefon davon zu überzeugen, für die Partei zu stimmen. Politexperte Louis Perron hält das für eine erfolgversprechende Strategie. Derweil geht die SVP andere Wege.

Die USA haben vorgemacht, wie eine erfolgreiche Wahlkampagne aussieht: Längst reicht es nicht mehr, Plakate aufzuhängen und Flyer zu verteilen. Stattdessen braucht es Parteimitglieder, welche die potenziellen Wähler zu Hause anrufen und sie dazu bringen, abstimmen zu gehen. Weitere Freiwillige gehen von Haustür zu Haustür, um die Menschen im Gespräch persönlich von der Partei zu überzeugen.

Die SP hat sich von Barack Obama inspirieren lassen. Dessen Mobilisierungs-Aktion bei seiner ersten Wahl zum Präsidenten der USA gilt mittlerweile als Musterbeispiel. Für die nationalen Wahlen im Herbst wollen die Sozialdemokraten deshalb via Telefon 100‘000 Wähler erreichen und sie dazu bringen, für die SP-Kandidaten zu stimmen. Doch bevor es so weit, testet die Partei das System an den kantonalen Wahlen in Luzern aus: Parteimitglieder und Kandidaten rufen potenzielle Wähler zu Hause an.

Keine FDP-Wähler am Telefon

Die Partei verspricht sich viel von der Telefonkampagne. Dies, weil mehr als die Hälfte der Schweizer nicht abstimmten, wie SP-Generalsekretärin Flavia Wasserfallen sagt. «Mit unserer Telefonaktion gehen wir gezielt auf diese Wähler zu.» Dabei greifen die Sozialdemokraten auf eine interne Datenbank von Sympathisanten zurück oder auf Personen, die beispielsweise die Parteizeitung abonniert haben.

«Wir rufen also keine FDP-Wähler an, sondern Personen, die eine gewisse Sympathie für die SP haben», sagt Wasserfallen. In einem ersten Testlauf hätten die kontaktierten Personen «sehr positiv» reagiert: «Sie freuen sich, weil wir mit ihnen sprechen – und nicht etwa auf sie einreden.» Sie ist deshalb zuversichtlich, dass die SP ihr Ziel von einem Wähleranteil von 20 Prozent bei den nationalen Wahlen erreichen wird.

Mit wenigen Stimmen viel bewirken

Politologe Louis Perron findet den Ansatz der SP erfolgversprechend: «Die Stimmbeteiligung in der Schweiz ist sehr tief. Dazu kommt das Proporzsystem. Beides zusammen führt dazu, dass man mit wenigen zusätzlichen Stimmen viel bewirken kann.»

Trotz diesen guten Voraussetzungen – lange Zeit sei der Wahlkampf in der Schweiz eine «recht gemütliche Sache» gewesen. «Die SVP war die erste, die das System herausgefordert hat», so der Wahlkampagnen-Experte. «Sie ist auch die einzige Partei, die für den Wahlkampf ein strategisches Drehbuch hat, das ich wahrnehme.» Von daher finde er den Ansatz der SP bemerkenswert. Er könne sich gut vorstellen, dass die Telefonanrufe in ein paar Jahren auch in der Schweiz zum Standard gehörten, sagt Perron, «je nach Erfolg, den die SP damit hat».

Mit dem Piaggio zu den Bürgern

Einen anderen Weg schlägt die SVP ein. Bei ihr stehen nicht Telefonanrufe im Mittelpunkt, sondern kleine Lastwagen, die Piaggios. Mit ihnen fahren die Parteimitglieder in die Agglomerationen und auf Marktplätze, um auf diese Weise den Bürgern näher zu kommen, wie SVP-Wahlkampfleiter Albert Rösti sagt. Dort sollen nicht nur die Piaggios gut ankommen, sondern auch die Botschaft der Partei, «dass wir uns nämlich für eine freie Schweiz und die Sicherheit einsetzen.»

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