Man könnte meinen, das gute alte Wahlplakate hätte im digitalen Zeitalter ausgedient. Doch die meisten Parteien verzichten auch im aktuellen Wahlkampf nicht auf Plakate. So investiert die Basler SP für den National- und Ständeratswahlkampf insgesamt 130'000 Franken. Parteipräsident Pascal Pfister begründet dies mit der grossen Breitenwirkung von Plakaten.
Auch Politologe Mark Balsiger hebt diese Eigenschaft der Plakate bei der Begründung für deren anhaltende Beliebtheit heraus: «Plakate haben den grossen Vorteil, dass man mit ihnen sämtliche Generationen erreicht.»
Günstiges Wahlkampfmittel
Ein weiterer Vorteil von Plakaten ist, dass sie vergleichsweise günstig sind, insbesondere in einem Kanton wie Basel-Landschaft, in welchem sogenanntes «Wildplakatieren» erlaubt ist. Für die Kandidierenden bedeutet das, dass sie für geschätzte acht Franken pro Plakat eine gute Sichtbarkeit erhalten. Auf den Kanton hochgerechnet ist eine Kandidatin oder ein Kandidat mit rund 10'000 Franken also bereits gut sichtbar.
Besonders gut sichtbar sind in diesem Wahlkampf im Baselbiet die Kandidierenden der FDP. Präsidentin Saskia Schenker erklärt das mit der grossen Konkurrenz auf der Liste: «Unsere bisherige Nationalrätin kandidiert für den Ständerat. Und wenn sie gewählt wird, rückt die oder der Zweiplatzierte in den Nationalrat nach. Diese guten Wahlchancen führen zu einem grossen Wettbewerb auf unserer Liste.»
Politologe Mark Balsiger will die Wirkung von Wahlplakten aber nicht überbewerten: Für Kandidierende und Parteien übten die Plakate auch einen psychologischen Effekt aus ganz nach dem Motto: «Man sieht mich ja überall, also wird es am Wahltag schon gut kommen.» Einen Beweis, ob das wirklich funktioniert, gebe es aber nicht sagt Balsiger: «Es gibt es keine wissenschaftlich erhärtete Erhebung über die Wirkung von Wahlplakaten.»
Nur eine Partei verzichtet ganz auf Plakate
Genau diese Wirkung bezweifelt die Baselbieter EVP. Bereits vor vier Jahren hat die Partei beschlossen, aufs Wildplakatieren zu verzichten. «Das hat uns überhaupt nicht geschadet bei den Wahlen. Die Wirkung von Plakaten wird wohl überschätzt. Die Leute haben einen Überdruss und schauen das einzelne Plakat gar nicht mehr genau an», sagt Vizepräsidentin Andrea Heger.
Mit dieser Haltung bleibt die EVP aber Exotin in der Baselbieter Parteilandschaft. Alle anderen grösseren Parteien setzen auf Plakate. Politologe Balsiger prognostiziert, dass das Wahlplakat auch in Zukunft Bestandteil von Wahlkämpfen bleibt. Der Wahlkampf werde aber noch hybrider, dass es also ein Nebeneinander von analogen und digitalen Mitteln geben werde. Die meisten Parteien befinden sich bereits auf diesem Weg. Die 130'000 Franken der Basler SP für Wahlplakate entsprechen einem Drittel des gesamten Wahlkampfbudgets. Die übrigen zwei Drittel werden unter anderem auch für digitale Werbung, zum Beispiel auf den sozialen Medien, eingesetzt.
SRF1, Regionaljournal Basel 17:30 Uhr