Als Sina Campell gewann sie einst ein Schlagerfestival im Wallis. Den richtigen Durchbruch schaffte sie mit 1994 ihrem ersten Mundartalbum «Sina». Mittlerweile sind 25 Jahre vergangen. Sina ist immer noch da. Und wie. Anfang Februar veröffentlichte die gebürtige Walliserin ihr 13. Album «Emma». An den Swiss Music Awards erhält sie den «Outstanding Achievement Award» für ihr Lebenswerk.
SRF: Emma, so hiess ihre Grossmutter, und so heisst auch der Titelsong auf Ihrem neuen Album. Welche Bedeutung hatte Emma für Sie?
Sina: Emma war nicht nur meine Grossmutter, sondern auch meine Gotte. In einer für die Familie schwierigen Zeit nahm sie mich und meinen Bruder für sechs Jahre zu sich. Auch ihre zwei ledigen Töchter wohnten noch da – ich hatte also eigentlich drei Mütter. Emma war für mich eine Insel der Liebe und der Geborgenheit. Ich fand, es war an der Zeit, ihr ein Lied zu widmen.
Auch Ihre neusten Lieder singen sie auf Mundart. Die Schweizer Mundart-Musikszene ist sehr klein. Wurde Ihnen diese Welt nie zu klein?
Ich habe mich damals ganz bewusst dazu entschieden, auf Mundart zu singen – und ich habe es keinen Tag bereut. Mir war klar, dass das eine kleine Welt ist. Aber mir war immer wichtig, dass meine Worte nachvollziehbar sind.
Ich habe mich bewusst für Mundart entschieden – und es keinen Tag bereut.
Ich fühle so, ich denke so, und ich kann mich so auch am besten ausdrücken. Das wird mir sogar je länger, je wichtiger.
Welches Vorurteil über die Schweizer Mundart-Musik nervt Sie?
Ich merke das vor allem bei Schweizer Musik, die auch international interpretiert wird. Da findet zum Beispiel jemand ein englisches Lied super. Wenn er oder sie dann realisiert, dass das ja von einer Schweizer Band stammt, ist es plötzlich nur noch halb so interessant. Aber das hat auch mit einer gewissen Mentalität zu tun.
Wenn ein Krebs das Loch verlassen will, ziehen ihn die anderen wieder zurück.
Mir kommt da eine Krebsart in den Sinn: Wenn das Tier das Loch verlassen will, ziehen ihn die anderen wieder zurück. In der Schweiz ist es ein bisschen so, dass man niemanden richtig fliegen lassen will.
Auf Ihrer Tournee singen Sie natürlich auch im Wallis, einige Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Wie ist es, im Wallis aufzutreten – ein Heimspiel?
Walliser lesen anders zwischen den Zeilen. Wenn ich von «Emma» erzähle, dann ist ganz vieles klar, auch wenn ich das nur andeute. Es gibt ein anderes Verständnis. Und es ist natürlich auch einfach schön, solche Abende mit der Familie und alten Freunden zu verbringen. Das Wallis ist meine Heimat und das wird immer so bleiben.
Das Gespräch führte Leonie Marti.