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Wandel Berner Innenstadt Bern verliert Fachgeschäft um Fachgeschäft

  • In den letzten Monaten und Jahren sind in der Stadt Bern viele Fachgeschäfte zugegangen.
  • Die Mietpreise für Ladenlokale sind daher gesunken. Für Immobilienbesitzer ist es nicht mehr so einfach, ein Lokal zu vermieten.
  • Der Wandel in der Innenstadt zieht aber auch neue Mieter an: Internationale Ketten, die Fuss fassen wollen, oder Zwischennutzer.

Beispiel Theaterplatz in Bern: Hier schliesst Geschäft um Geschäft. Die Kleiderboutique Fueter, das älteste Kleidergeschäft der Stadt Bern, ist bereits zu. Der renommierte Bijoutier Rolf Dillmann muss ebenfalls ausziehen. Und das Modegeschäft Stalder macht per Ende 2019 dicht.

Die Gründe sind vielfältig: Fehlende Nachfolge in der Geschäftsleitung, Renovationen der Liegenschaft, neue Ideen der Vermieter. Doch bei anderen Geschäften gibt es handfeste wirtschaftliche Gründe. OVS, Voegele, Fricker Shoes, Gübelin – diese Marken haben sich ganz aus Bern zurückgezogen. H&M hat eine prominente Filiale geschlossen.

Ein Grund ist auch der boomende Online-Handel, sagt Immobilienexperte Alain Chaney von Wüest Partner: «Vor allem Kleiderläden haben Schwierigkeiten und mussten Umsatzrückgänge in Kauf nehmen.»

Sinkende Mietpreise

Weil die Nachfrage nach Ladenlokalen sinkt, geraten auch die Mietpreise ins Rutschen, wie Wüest Partner beobachtet. An den besten Lagen in Bern sind die Mieten in fünf Jahren um durchschnittlich 37 Prozent gesunken.

Grafik Spitzenmieten für Verkaufsflächen in Bern, minus 37 Prozent in fünf Jahren.
Legende: Wüest Partner

Beispiel Waisenhausplatz. Der Laden des ehemaligen Fotogeschäfts Dani steht seit Monaten leer. «Einen Mieter zu finden, ist schwieriger als auch schon. Die Nachfrage ist schwächer als vor einigen Jahren», bestätigt Christoph Sättler, Immobilienverantwortlicher bei der Besitzerin PSP Swiss Property. «Etablierte Firmen rechnen genauer und haben teilweise Expansionsstopp.»

Für das Lokal am Waisenhausplatz möchte Sättler die Miete nicht senken. Stattdessen bietet er einem möglichen Mieter an, dass PSP Swiss Property mit Investitionen in den Ladenumbau hilft – als Zückerchen. Zudem sei der angespannte Mietmarkt auch eine Chance für Ketten, die in Bern Fuss fassen wollten. Ein Beispiel gibt es gleich nebenan: Dort ist die italienische Modekette Boggi vor zwei Monaten eingezogen. Auch Manor hat 2019 in Bern Fuss gefasst, ebenso wie der Outdoorladen Transa.

Zwischennutzungen

Um einem leeren Laden wieder Leben einzuhauchen, dienten PSP Swiss Property auch Zwischennutzungen: «Dauert es länger, einen Vermieter zu finden, macht ein Pop-Up-Store Sinn. Das begrüssen benachbarte Läden, man kann möglichen Mietern ein belebtes Lokal zeigen.»

Ladenschliessungen sind also nur die eine Seite. Es gibt auch Neueröffnungen und kurzfristige Nutzungskonzepte. Klar ist aber: die Berner Innenstadt wandelt sich, und das auch zugunsten der Kunden, wie Alain Chaney von Wüest Partner sagt: «Das Erscheinungsbild der Stadt wird sich ändern. Das Angebot wird breiter. Für die Kunden ist das attraktiv.»

Neue Angebote auch am Theaterplatz

Ob das auch für den Theaterplatz gilt? Dort, wo bis vor Kurzem die älteste Kleiderboutique war, zieht der Tabakkonzern Philip Morris mit seinen elektrischen Tabakerhitzern ein.

SRF 1, Schweiz aktuell, 19:00 Uhr; gilu;gygm

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