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«Was macht eigentlich?» «Das Polizeidepartement war mein Traumberuf»

Die ehemalige Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer setzt beim Bund das neue Asylrecht um. Sie denkt gern zurück.

Zwölf Jahre lang sorgte Esther Maurer in der Stadt Zürich für Recht und Ordnung. Sie durchlebte turbulente Zeiten, wurde oft auch angefeindet, zu streng, zu rigide sei ihr Regime, lauteten die Vorwürfe ihrer Gegner. 2010 gab sie ihr Amt als Polizeivorsteherin ab und startete danach beruflich noch einmal neu durch.

Heute ist Esther Maurer beim Staatssekretariat für Migration tätig und sorgt dafür, dass das neue Asylrecht umgesetzt wird. Die Erfahrungen aus ihrer früheren Tätigkeit helfen ihr auch im neuen Amt.

Das «Regionaljournal» hat Esther Maurer in ihrem Büro in Bern getroffen.

SRF: Sie beschäftigen sich im Staatssekretariat mit Asylsuchenden, mit Flüchtlingen, wie präsent ist die Zeit in Zürich noch?

Esther Maurer: Sie ist noch sehr präsent. Ich wohne in Zürich, bin Zürcherin durch und durch. Es ist wie bei der Musik: Es kommt immer wieder etwas Neues dazu, aber was ich als 16-jährige hörte, gefällt mir immer noch. Bei den Berufen ist es ähnlich. Und das Polizeidepartement war glaub schon mein Traumberuf.

Die meisten ehemaligen Stadträte schalten nach ihrem Rücktritt einen Gang zurück – warum haben Sie sich nicht für ein gemütliches Frührentnerleben entschieden?

Ich war 41 als ich angefangen habe und mir war immer klar, dass ich noch andere berufliche Stationen haben werde. Zuerst leitete ich 5,5 Jahre lang die NGO Solidar Suisse, jetzt bin ich beim Staatssekretariat für Migration.

Wer hat eigentlich mehr Macht, eine politische Vorsteherin oder eine Chefbeamtin?

Es ist völlig eindeutig, wo die Macht liegt: Bei der Exekutive, und das ist auch richtig so. Als Polizeivorsteherin hatte ich die Gelegenheit ein grosses Departement zu führen. Dort hatte ich zu gestalten, zu entscheiden und auch die Verantwortung zu übernehmen. Jetzt leite ich zwar einen grossen Bereich, aber ich bin nicht an der Spitze der Organisation. Das brauchte eine recht grosse Anpassung, auch von meiner Seite.

SRF: Sie sind für die Umsetzung des neuen Asylrechts zuständig. Es soll schneller, besser und billiger werden – geht das überhaupt? Wie schaffen Sie das?

Mir stehen 1,5 Jahren zur Verfügung um die Umsetzung voranzutreiben. Es ist sicher so, dass es schneller werden kann. Wir müssen jetzt aufpassen, dass es fair bleibt. Asylsuchende sollen überall die gleiche Qualität erwarten dürfen. Das ist ein grosser Aufwand. Aber ja - das Ziel ist gesetzt.

Wie profitieren sie heute von ihrer früheren Tätigkeit als Polizeivorsteherin?

Als Polizeivorsteherin war ich dabei, wenn es Razzien gab in Asylheimen, ich hatte Beschwerden auf dem Tisch, wenn Asylsuchende sich über Kontrollen beklagten. Als Direktorin von Solidar Suisse lernte ich die absolut verletzlichen Flüchtlinge im Libanon kennen und jetzt bin ich da in Bern und bin zuständig für faire Asylverfahren. Ich glaube, es ist eine Abrundung des Themas, so wie ich es in den letzten 20 Jahren erlebt habe.

Das Gespräch führte David Vogel.

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