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«Was macht eigentlich?» «Ich bin ein armer Millionär, kein reicher Reicher»

Der Stadtzürcher Fredi Müller wurde in der Modebranche und als innovativer Gastrounternehmer reich. Unter anderem gründete er den legendären Club «Kaufleuten». 2014 verkaufte er den Club. Nun widmet er sich ganz der Suche nach dem Sinn des Lebens.

SRF: Sie haben das «Kaufleuten» 1992 gegründet und waren über 20 Jahre der Hauptaktionär. Wann waren Sie zum letzten Mal dort?

Fredi Müller: Genau damals vor vier Jahren beim Verkauf. Es ist eine abgeschlossene Phase. Das Loslassen fiel mir nicht schwer – es war eher eine Befreiung.

Was ist Ihre schönste Erinnerung an den Club, wenn Sie eine herausgreifen müssten?

Der Start. Ich bin einer, der gerne Fantasien in die Realität umsetzt. Ich bin ein Macher. Ein Start ist für mich immer die schönste Phase. Aber auch das Überraschungskonzert von Prince, das er nach einem Konzert im Hallenstadion angekündigt hatte: Da floss nur noch das reine Adrenalin im Nervensystem.

Schon als 35-Jähriger bezeichneten Sie sich in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen als Frührentner – als was sehen Sie sich heute, wo Sie tatsächlich im Pensionsalter sind.

Ich bin immer noch voll Aktivismus, stehe vor der Sonne auf und habe den ganzen Tag immer zu tun. Rentner sein hat nichts mit passivem Lebensstil zu tun, das habe ich selber lange falsch verstanden. Es geht darum, Erfahrungen weiterzugeben, wie ein Grossvater an seinen Enkel.

Geben Sie Ihre Erfahrungen weiter?

Ich habe Beiratsfunktionen in Start-Ups. Es ist meistens ein sehr fruchtbarer Austausch, wenn man Probleme zwischen jungen aktiven Leuten und älteren Beratern hin und her schiebt.

Schon mit 35 sagten Sie, dass Geldverdienen für Sie keine Herausforderung sei, sondern dass Sie den Sinn des Lebens begreifen wollen. Haben Sie das inzwischen geschafft?

Ja. Ich wurde nicht in eine reiche Familie geboren, sondern in eine Mittelstandsfamilie. Deshalb wollte ich zuerst ein finanzielles Fundament schaffen. Aber ich bin ein armer Millionär, kein reicher Reicher. Wenn ich mich meine Kraft auf das Geschäft konzentriert hätte, wäre ich heute wirklich reich. Dafür konnte ich den Sinn des Lebens schon recht tief ergründen. Ich würde es wieder so machen.

Aber das Geld hat schon geholfen, dass Sie sich auf so etwas wie die Meditation konzentrieren konnten.

Ich glaube nicht, dass das so direkt mit dem Geld zusammenhängt. Ich bin ein Abenteurer und das grösste Abenteuer ist das Leben selber: was wir hier machen und weshalb wir so sind, wie wir sind. Das zieht mich naturgemäss an, das ist keine Frage des Geldes.

Als was wollen Sie Zürich in Erinnerung bleiben?

Ich durfte das Leben auf vielfältige Weise geniessen und bin gespannt, was es noch bringt. Das Alter ist eine Herausforderung, auf die ich mich freue. Als was ich in Erinnerung bleibe – ob ich überhaupt in Erinnerung bleibe – das überlasse ich meinen Zeitgenossen.

Das Gespräch führte Mirjam Fuchs.

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