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«Was macht eigentlich?» «Ich hätte singen sollen wie Gianna Nannini»

Mariella Farré ist die einzige Schaffhauser Sängerin, die am «Concours Eurovision de la Chanson» auftrat – und das gleich zweimal: 1983 solo in München und 1985 im Duett mit Pino Gasparini in Göteborg. Mit ihren Auftritten erreichte sie den 15. und 13. Rang.

Heute ist Mariella Farré immer noch im Showbusiness tätig und betreibt zwei Tanzschulen im Kanton Aargau. Das «Regionaljournal» hat sie in ihrem Tanzstudio in Wohlen getroffen.

SRF: Über dreissig Jahre sind Ihre Auftritte «Concours Eurovision de la Chanson» her. Werden Sie heute noch darauf angesprochen?

Mariella Farré: Sehr viel sogar, es überrascht mich immer wieder. Erst im letzten Monat haben mich zwei Frauen auf der Treppe in einem Secondhand Shop angesprochen, die sagten: «Ich kenne Sie – sie sind Mariella Farré. Gälled Si, Sie singen!» Das passiert mir immer wieder. Das ist erfreulich. Ich habe offenbar doch etwas hinterlassen.

An Ihren ersten Auftritt im Alter von knapp 20 Jahren erinnern Sie sich aber nicht so gerne zurück.

Ja, es war ein negatives Erlebnis. Mein Manager wollte, dass ich singe wie Gianna Nannini – mit einer heiseren Stimme. Am Ende der Proben hatte ich keine Stimme mehr. Vor dem Auftritt bin ich umgekippt und erst kurz vorher wieder zu mir gekommen... Das war heavy. Ich wusste ja nicht, kommt überhaupt ein Ton heraus oder nicht.

Den grossen Durchbruch haben Sie mit ihren Auftritten nicht geschafft. Ist das der Grund, dass Sie später mehr auf den Tanz gesetzt haben?

Ich habe immer beides gemacht – gesungen und getanzt. Im Geheimen habe ich immer gedacht: Ich weiss gar nicht, ob ich Karriere machen will, denn ich bin eigentlich ein sehr häuslicher Typ. Aber ich wusste: Ich werde immer Singen und Tanzen – und so ist es auch gekommen. Mein Job ist mein Hobby und ich bin sehr glücklich mit dem, was ich mache.

Heute betreiben Sie zwei Tanzschulen. Ist das der logische Schritt, wenn man älter wird?

Ich habe schon früher unterrichtet und ich wurde immer wieder gefragt: Warum machst du nicht eine eigene Tanzschule? So ist das gekommen, die Leute zogen mit und wir sind wie eine grosse Familie. Mir gefällt, mit Leuten zusammen zu sein, ihnen etwas beizubringen Und wenn ich sehe, dass es ihnen gefällt, ist das wie ein Applaus auf der Bühne für mich.

Dass Tanzen jung hält, dafür sind Sie der beste Beweis: Mit ihren 55 Jahren sind Sie immer noch topfit.

Ja – eigentlich sollte meine Karriere jetzt starten. Denn ich weiss, was mir gut tut, wie man sich auf der Bühne gibt. Aber eigentlich ist man in diesem Geschäft eine Grossmutter mit diesem Alter.

Das Gespräch führte Roger Steinemann.

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