Seine Zeit in der Zürcher Kantonsregierung war kurz. 2011 verdrängte der Grüne Martin Graf CVP-Mann Hans Hollenstein, nur vier Jahre später wurde er wieder abgewählt. Der «Fall Carlos» war dem Justiz-Direktor zum Verhängnis geworden. Nach seiner Abwahl wurde es ruhig um Martin Graf, das «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» hat den ehemaligen Regierungsrat zu Hause in Illnau-Effretikon besucht.
SRF: 2015 wurden Sie aus der Regierung abgewählt. Martin Graf, seither verbindet man Ihren Namen mit demjenigen des Jugendstraftäters Carlos. Stört Sie das?
Martin Graf: Es stört mich eigentlich nicht. Ich bedaure nur, dass Carlos wohl auf eine Verwahrung hinsteuert. Ich weiss nicht viel, ich weiss nur, dass er zuletzt in Untersuchungshaft war.
Wo wären Sie heute, wenn es den «Fall Carlos» nicht gegeben hätte?
Ich weiss es nicht. Möglicherweise am selben Ort. Vielleicht wäre ich ja auch ohne den Fall Carlos nicht wiedergewählt worden.
Haben Sie 2015 mit Ihrer Abwahl gerechnet?
Ich hatte natürlich gehofft, es käme nicht so weit. Aber ich hatte damit gerechnet, und ich hatte mir Gedanken über einen Plan B gemacht.
Ein Grüner Politiker-Kollege hat Ihnen in Rheinau einen Job angeboten.
Martin Ott hat mir schon vor den Wahlen gesagt: «Falls du nicht mehr gewählt wirst, hätte ich einen Job für dich.» Zwei Wochen nach der Abwahl bin ich in Rheinau in der biodynamischen Landwirtschaftsschule eingestiegen.
Gleichzeitig haben Sie dann auch noch eine Beratungsfirma gegründet, die auch Reisen anbietet. Sind Sie heute auch ein Reisebüro?
Nein, nicht so richtig. Ich habe nach meinem Aufenthalt in Tansania in den 1980-er Jahren immer wieder einmal für Freunde eine Reise in dieses Land organisiert. Aber eigentlich kümmere ich mich um mein Maisanbau-Projekt in Tansania und fahre einmal im Jahr selber hin.
Was bringen Sie den Bauern in Tansania denn bei?
Zunächst einmal die Fruchtfolge, diese findet noch kaum statt. Es wird vor allem Gemüse für die grossen Städte angebaut. Diese Kulturen zehren den Boden aus und die Hänge erodieren. Diese sichern wir nun mit Elefantengras und das klappt eigentlich ganz gut.
Das Gespräch führte Pascal Kaiser.